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Zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich

Im Jubiläumsjahr wird Caspar David Friedrich mit vielfältigen Veranstaltungen gewürdigt. Da sind die großen Ausstellungen seiner Werke in Berlin, Hamburg und Dresden und nicht zuletzt die Ausstellungen und Aktivitäten in seiner Geburtsstadt Greifswald zu nennen. 

Wie ein prunkvoller Bilderrahmen umgeben zahlreiche Publikationen unterschiedlicher Art die Darstellung seiner Kunst und seines Lebens. Nicht auf Vollständigkeit bedacht, möchte ich hier ein paar Darstellungen bzw. Empfehlungen zu Werken über Caspar David Friedrich aufzeigen. 

Das Buch des Kunsthistorikers und Journalisten Florian Illies „Zauber der Stille“, 2023 im Fischerverlag erschienen, macht den Leser auf fast spielerische Art und Weise mit dem Maler bekannt. Allein schon die ungewöhnliche Einteilung einer Biografie/eines Porträts in die Abschnitte Feuer, Wasser, Luft und Erde macht neugierig. Unterhaltsam und abwechslungsreich werden im Buch einzelne Episoden aus dem Leben des Malers kaleidoskopartig dargestellt. Die befürchtete schwere Kost für Laien blieb vollkommen aus; mitunter lässt sogar ein Vergleich mit der heutigen Zeit schmunzeln.

Unter den zahlreichen schriftlichen Publikationen zu Caspar David Friedrich möchte ich noch das kleine Insel-Buch Nr. 1535 „Caspar David Friedrich und der weite Horizont“ von Kia Vahland hervorheben. Auch in diesem Buch schafft es die Kunsthistorikerin Vahland, den Bogen von gut 200 Jahre alten Horizonten und Denkweisen in die heutige Zeit zu spannen. Ich mochte dieses, auch ästhetisch sehr ansprechende Inselbüchlein, kaum aus der Hand legen. 

All den anderen Publikationen, seien es Zeitschriftenartikel, Vorträge, weitere Veranstaltungen, soll damit jedoch ihre Bedeutung nicht abgesprochen werden. Das wäre anmaßend.

In einem Podcast des Deutschlandfunks mit dem Titel „Caspar David Friedrich – der Mystiker mit dem Pinsel“ kann man weitere Einzelheiten über den Maler, sein Schaffen und seine Bedeutung in unserer Zeit nachhören. Hier werden viele Aktionen des Pommerschen Landesmuseums in Greifswald besprochen.

An erster Stelle natürlich die drei aufeinander folgenden Ausstellungen mit Werken aus der eigenen Sammlung sowie hochkarätigen internationalen Leihgaben. 

Im Frühsommer besuchte ich die Ausstellung „Caspar David Friedrich – Lebenslinien“, vor allem mit Archivmaterial des Museums, aber auch wieder unter Einbeziehung der Gegenwart, z.B. mit Schülerarbeiten, wie auf nebenstehendem Bild 

Auf den Freiflächen vor dem Pommerschen  Landesmuseum dominiert die Farbe Blau.Sofort werde ich an Beiträge in unserer digitalen Kirche zur Farbe Blau erinnert.

Gegenwärtig läuft dort noch bis zum 6. Oktober die Ausstellung „Caspar David Friedrich – Sehnsuchtsorte“, gefolgt von einer weiteren (bis Januar) mit dem Titel „Caspar David Friedrich – Heimatstadt“.

Die Ausstellung Sehnsuchtsorte wird ergänzt durch Bilder des außergewöhnlichen Stralsunder Fotografen Volkmar Herre. Berühmt geworden durch seine faszinierenden schwarz-weiß Bilder mit der Camera obscura (eine Kamera ohne Linse, nur mit einer Lochblende) hat er in diesem Jahr als Hommage an den großen Maler bereits einen großformatigen Kalender mit wunderbaren Bildern der Ostseeküste herausgebracht. Sie sind mit Zitaten Caspar David Friedrichs verbunden und schon wird die Anziehungskraft der Landschaft am Meer deutlich. 

An dieser Stelle muss unbedingt noch erwähnt werden, dass es an der Greifswalder Uni eine weitere interessante Auseinandersetzung mit Caspar David Friedrich, kurz CDF genannt, gibt mit dem Titel „CDF im NS … oder was im Jubiläumsjahr zu Caspar David Friedrich noch nicht gesagt wurde“. 

Hier werden Einblicke in die Wahrnehmung und Interpretation der Friedrichschen Malerei im Nationalsozialismus gegeben. Auch die Positionierung einzelner Hochschullehrer in der damaligen Zeit wird beleuchtet.

Das Institut für Kunstgeschichte und Bildende Kunst an der Universität schreibt dazu auf seiner Webseite:

„Vor allem zwei Gründe gaben den Anlass, diese Ausstellung zu konzipieren: Zum einen die zahlreichen Archivalien und Fotografien, die sich bis heute im Archiv des Caspar David Friedrich-Institutes befinden, das seit 1940 diesen Namen trägt. Und zum anderen die Feststellung, dass Caspar David Friedrich im Jubiläumsjahr 2024 zwar in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und darüber hinaus gewürdigt wird, das Thema der Friedrich-Rezeption im Nationalsozialismus dabei aber weitgehend ausgespart bleibt“.

Ausstellungen und diverse Publikationen sind eine Art, den Künstler zu ehren. Damit aber nicht genug. Das bekannte Gemälde „Eismeer“ aus der Hamburger Kunsthalle wurde vertont. 

Der Berliner Komponist Christian Jost hat im Auftrag der Musikfestspiele Mecklenburg-Vorpommern eine sinfonische Dichtung geschaffen, die im Juli im Dom vom Zürcher Kammerorchester, einem Vibrafon und dem SIGNUM saxophone quartet uraufgeführt wurde. Im Radiosender NDR Kultur gab es dazu ein interessantes Interview mit dem Komponisten. 

Im Greifswalder Dom gibt es eine weitere Attraktion zu bewundern. Drei gotische Fenster im Ostgiebel, bislang aus farblosem Glas, erstrahlen seit Ostern in einem magischen Licht. Der dänische Künstler Ôlafur Elíasson hat farblich eine Morgenstimmung wie auf einem Bild von Friedrich („Huttens Grab“) nachempfunden. Die einzelnen mundgeblasenen und bleiverglasten Scheiben strahlen von violett bis leuchtend orange, gehen über in schilfiges Grün, werden dann zu transparentem Blau. Der Künstler hatte wohl alle Spektralfarben des Lichtes dabei im Blick. Die Fenster tragen völlig zu Recht die Bezeichnung „Window for moving light“. Sie fallen im Dom jedoch nicht sofort ins Auge und sind am besten von dem Podest gegenüber zu betrachten. Auf dem Dach eines benachbarten Hauses wurden bewegliche Spiegel installiert, die das natürliche Sonnenlicht einfangen und auf die Domfenster lenken, wo auch immer die Sonne am Himmel gerade steht, sodass diese Morgendämmerung stets gegenwärtig ist.

In der Gegenwart wird Caspar David Friedrich als der größte Maler der Romantik gefeiert, zu seinen Lebzeiten jedoch treffen seine Bilder nicht unbedingt den Zeitgeschmack, werden als zu düster und mystisch empfunden. Auch Goethe konnte keine besondere Beziehung zur Persönlichkeit und den Werken Caspar Davis Friedrichs aufbauen. Die mangelnde Anerkennung, die teils in finanzielle Not mündete, wird in einem Film aus dem Jahr 1986 thematisiert. Unter der Regie von Peter Schamoni wurde eine deutsch-deutsch-französische Co-Produktion mit teils dokumentarischen Passagen geschaffen. Gut in Erinnerung ist mir noch der großartigen Schauspieler Otto Sander in einer kleinen Rolle. Der Film heißt „Caspar David Friedrich – die Grenzen der Zeit“.

Am Ende dieses preisgekrönten Films kommentiert der Maler selbst, dass der Mensch, der die Grenzen seiner Zeit überschreitet, von der Mitwelt nicht anerkannt werde. Er spinne sich folglich in seinen Kokon ein und überlasse es der Zeit, was daraus werde: Eine Made oder ein Schmetterling, wie in Wikipedia zu lesen ist. 

Ein Aufflattern dieses schönen Schmetterlings war bzw. ist mir in Greifswald vergönnt gewesen.