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Kunst zum Greifen nah

Ohne Zweifel belebt unser Skulpturenpark in Wandlitz (https://skulpturengarten-wandlitz.de) das Erscheinungsbild des Dorfes – so wurde es schon häufiger festgestellt. Die Kunstwerke locken nämlich auch Besucher, die mehr oder weniger spontan auf die Figuren rings um die Kirche aufmerksam werden. Und vielleicht nutzt dann der Eine oder Andere auch die Möglichkeit, sich ganz in Ruhe, ohne Publikum, ohne Anleitung und wissenschaftliche Erklärungen so seine Gedanken über die gegenständlichen oder abstrakten Darstellungen zu machen. Und möglicherweise taucht dabei auch die Frage auf, wie bzw. mit welchen Mitteln und unter welchen Voraussetzungen diese Plastiken hergestellt werden. Die regelmäßig stattfindenden Künstlergespräche, organisiert von Thomas Schubert, dem Kurator der Ausstellung, können dabei Antwort geben und offenbaren interessante Aspekte des künstlerischen Schaffens. So ergab sich im zwanglosen Gespräch die Frage, wie aufwendig es eigentlich sei, Skulpturen aus Metall, mal wuchtig und schwer, mal tänzerisch leicht und beweglich, in Form zu bringen. Naheliegend war die Mutmaßung: „Na, die werden vielleicht gegossen?!“ Also muss wohl erst einmal nach dem Modell eine Form geschaffen werden …. und schon sind weitere Details reine Mutmaßungen, denn viele Betrachter haben die Entstehung einer solchen Skulptur sicher noch nichtmiterlebt.
Deshalb wurde es sehr begrüßt, dass Herr Schubert kurzfristig einigen Interessierten aus unserer Gemeinde einen Besuch in einer Berliner Kunstgießerei ermöglichte. In der Galerie „Panther Art Foundry“ in Berlin Weißensee konnten wir dem Guss einer Bronzefigur beiwohnen. Der Künstler und Inhaber der Galerie Panther, Marco Flierl (www.marco-flierl.de), erklärte uns Laien ausführlich, wie so eine Plastik aus Bronze entsteht. Schnell wurde klar, dass neben der Inspiration eine Menge Erfahrung nötig ist. Der Künstler ist selbst gelernter Ziseleur und Kunstgießer, hat eine Kunstgießerei und Galerie gegründet, die sich seit 2002 in Berlin Weißensee in der Friesickestraße befindet.

Dort gibt es Galerieräume, in denen seine Arbeiten präsentiert werden und eben auch eine Werkstatt und Gießerei, wo wenige Meter vor uns dann flüssige Bronze in die Form gebracht wurde. Ruhiges und umsichtiges Arbeiten ist dabei vonnöten.

Marco Flierl hat alles ausführlich erklärt. So erleichtern z.B. Einfüllstutzen an der Form das Einbringen der ca. 1000 °C heißen Legierung, auch Abzugsmöglichkeiten für die entweichende Luft muss es geben.

Und schließlich kann die Skulptur nach dem Guss und dem Abkühlen auch durch gezielte Oberflächenbehandlung mit bestimmten Salzen eine eigene, typische Patina in verschiedenen Farben erhalten. Am Ende wird alles mit Wachs versiegelt und somit vor Verwitterung geschützt. Auch ungeschützt entwickelt Bronze eine (oft grünliche) Patina oder dunkelt nach, bedingt durch den Kontakt mit Bestandteilen der Luft. Nachdem wir den Gießprozess miterleben konnten, haben wir uns noch ein wenig in den Galerieräumen des Künstlers umgesehen. Ich schreibe hier bewusst nicht des „Metallbildhauers“, denn das trifft meines Erachtens nicht so recht zu. Für mich ist es eher ein Gestalten mit dem Werkstoff Bronze. Um immer neue Effekte zu erzielen, braucht es nicht nur kreative Ideen sondern auch Erfahrung und Geschick. Bei welcher Zusammensetzung zeigt die Legierung die gewünschten Fließeigenschaften, wie erzeugt man eine bestimmte Patina, wie müssen Teile großer Figuren zusammengesetzt werden – all das sind Fragestellungen, die wohl eher praktisch als theoretisch bewältigt werden können. Mir hat dieser Galeriebesuch jedenfalls vermittelt, dass Bronzeguss viel mit solidem Handwerk zu tun hat.

Ein Ausstellungskatalog aus dem Jahr 2010 zeigt den Einfallsreichtum und die Phantasie des Künstlers Marco Flierl, begleitet von einem meisterlich formulierten Nachwort seines Lehrers M. Fitzenreiter.

Wir danken Herrn Schubert, dass sich so eine spontane Idee, nämlich das Entstehen einer Skulptur einmal aus der Nähe zu erleben, so schnell und unkompliziert realisieren ließ. An dieser Stelle sei auf das nächste Künstlergespräch am 25. Mai (14 Uhr) mit Hans-Georg Wagner hingewiesen. Dann geht es jedoch um den Werkstoff Holz, der im wahrsten Sinne des Wortes behauen wurde. Es wird bestimmt wieder interessant!