Verteidigung der Pressefreiheit weltweit
In der vergangenen Woche ging der Friedensnobelpreis an die philippinische Journalistin Maria Ressa und an Dmitri Muratow aus Moskau, den Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung Nowaja Gaseta – eines der wenigen Medien, die in Russland noch unabhängig von staatlichen Vorgaben berichten. Ebenfalls auf der Liste der Kandidatinnen und Kandidaten für den Nobelpreis stand die Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“, die weltweit für das Grundrecht auf Pressefreiheit kämpft und seit Jahren eng mit Ressa und Muratow zusammenarbeitet. Diese Organisation möchte ich hier einmal vorstellen.
„Reporter ohne Grenzen“, kurz RSF (entsprechend der französischen Übersetzung Reporters sans frontières) agiert international mit Hauptsitz in Paris. In Deutschland ist „Reporter ohne Grenzen“ https://www.reporter-ohne-grenzen.de/ seit über 25 Jahren von Berlin aus aktiv und finanziert sich vor allem aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Ziel und wichtigstes Anliegen ist der Kampf gegen Zensur und Einschränkungen der Meinungs- und Pressefreiheit. RSF informiert die Öffentlichkeit, wenn Medienschaffende überfallen, verhaftet oder getötet werden und kann akute Nothilfe leisten: zum Beispiel nach Überfällen die Kosten für Anwälte oder Ärztinnen bezahlen oder zerstörte Ausrüstung ersetzen. Ist es für Journalistinnen und Journalisten lebensgefährlich, im eigenen Land zu bleiben, hilft Reporter ohne Grenzen ihnen, ein sicheres Aufnahmeland zu finden – da geht es zur Zeit natürlich vor allem um Afghanistan (dazu gibt es einen eigenen Spendenaufruf www.reporter-ohne-grenzen.de/spenden/hilfe-fuer-afghanistan), aber auch um Länder wie Belarus. Außerdem organisiert der Verein Protestaktionen, Petitionen oder Mahnwachen und kämpft auf politischer Ebene für einen besseren Schutz von Medienschaffenden und gegen den Einsatz von Überwachungstechnik.
Vor allem aber dokumentiert „Reporter ohne Grenzen“ Verletzungen der Pressefreiheit weltweit: Das „Barometer der Pressefreiheit“ bietet tagesaktuell einen Überblick darüber, wie viele Journalistinnen und Journalisten im jeweiligen Jahr bereits wegen ihrer Arbeit getötet wurden oder zur Zeit im Gefängnis sitzen. Zusammengefasst werden die Entwicklungen im Dezember in einer Jahresbilanz www.reporter-ohne-grenzen.de/jahresbilanz/2020. Im Frühjahr erscheint jährlich die aktuelle „Rangliste der Pressefreiheit“ https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2021. Sie zeigt im Vergleich, in welchen Ländern Medienschaffende wie stark in ihrer Arbeit eingeschränkt werden. In diesem Jahr wird die Rangliste von Norwegen angeführt, Deutschland steht auf Platz 13 und am Ende der 180 Ränge befinden sich Staaten wie China (Rang 177) oder Iran (Rang 174), den Schluss bildet Eritrea.
Weltkarte zur Pressefreiheit Copyright Reporter ohne Grenzen
Eine ausführliche „Nahaufnahme“ www.reporter-ohne-grenzen.de/nahaufnahme/2021 beschreibt detailliert die Situation in Deutschland und die Probleme mit der Pressefreiheit, die es auch hierzulande gibt. Darüber hinaus veröffentlicht die Organisation Themen- und Länderberichte, etwa über die wachsende Zensur des Internets in Russland: www.reporter-ohne-grenzen.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Berichte/2021/Russlandbericht-update.pdf.
Den anschaulichsten Zugang zum Thema bieten sicher die Fotobücher zum Thema Pressefreiheit, in denen namhafte internationale Fotografinnen und Fotografen über ihre Arbeit berichten. Für politisch Interessierte sind die Veranstaltungen von RSF in Berlin sicher eine Fundgrube.