An outstanding day – diesen Begriff hörte ich zum ersten Mal, als wir vor 20 Jahren einen Urlaub in Skandinavien machten. Und er soll bedeuten, dass es Urlaubstage gibt, wo eben alles zusammen passt und sich außergewöhnliche Erlebnisse bieten. Von so einem Tag möchte ich berichten.
In unserem kleinen Reiseführer im Rahmen der digitalen Kirche fand sich schon im letzten Jahr der Hinweis auf den Langen Trödel und seine zauberhafte Umgebung. Diese haben wir bei herrlichem Sommerwetter per Kajak, quasi einmal aus der Froschperspektive, genossen.
Der Lange Trödel wurde im 17. Jh. als Teil des Finow-Kanals für den Schiffsverkehr zwischen Zerpenschleuse und Liebenwalde geschaffen. Anfang des letzten Jh. wurden dann die Schleusen außer Betrieb genommen und die Strecke verwandelte sich in ein grünes Paradies, jetzt nur noch befahrbar für Sportboote (de.wikipedia.org/wiki/Langer_Trödel). Der Ort Zerpenschleuse mit seiner abwechslungsreichen Siedlungsgeschichte (de.wikipedia.org/wiki/Zerpenschleuse) präsentiert sich als schmuckes Dörfchen mit großer Anziehungskraft für Naturliebhaber und Touristen. Die schöne Ziegelfachwerkkirche muss sicher nicht gesondert empfohlen werden. Hier finden neben den Gottesdiensten stets gut besuchte Konzerte und andere Veranstaltungen statt, wo bestimmt schon einige unserer Leser/innen teilgenommen haben.
Aber die Attraktivität des Ortes hat nicht zuletzt vielleicht auch mit der Möglichkeit zu tun, sich beim „TiBo-Kanuverleih“ am Wochenende ein kleines Boot auszuleihen (www.am-langen- troedel.de/) und die Natur auf dem Wasserweg zu erkunden. Bis Liebenwalde sind es ca. 8 km und schon nach wenigen Paddelschlägen hat man das Dorf verlassen, wo am Ortsende die sehenswert schöne Antikscheune „Emma Emmelie“ (www.emma-emmelie.de) zu einem Besuch (jedoch nicht per Boot) einlädt.
Und schon ist man allein mit Sonnenschein, lauem Wind, Seerosen, gelb blühenden Lilien am Ufer und Vogelgezwitscher.
Mit dem Kajak kann man sich relativ lautlos bewegen, und es gelingt so manche Tierbeobachtung aus nächster Nähe. Wir sahen in fast greifbarer Entfernung einen Kuckuck, der unaufhörlich rief. Um ihn herum schwirrten aufgeregt zwei kleine Vögel (Zaunkönige??), die vermutlich die Wirtsvögel für den allseits bekannten Brutparasitismus des Kuckucks darstellten. Liest man darüber noch einmal nach (de.wikipedia.org/wiki/Brutparasitismus und de.wikipedia.org/wiki/Kuckuck), erstaunt immer wieder, welch ausgefeilte Mechanismen hier für die Fortpflanzung sorgen. Mir war z.B. nicht bekannt, dass die Kuckuckseier die Färbung der Eier der Wirtsvögel annehmen, um diese auszutricksen. Das Kuckucksweibchen legt es darauf an, ihr Ei zuerst bzw. als eines der ersten ins fremde Nest zu legen, damit später das Kuckucksnestjunge zuerst schlüpft und die Futterkonkurrenz leichter beseitigen kann, indem er – nun schon ein paar Stunden oder Tage älter und kräftiger – die Jungen der Wirtsvögel aus dem Nest schubst.
Und wie so oft bei laienhaften Tierbeobachtungen, ist genau dann, wenn man sein passendes Objektiv für die Kamera hervorgekramt hat, der magische Moment vorüber. Im letzten Jahr gelang es uns jedoch, einen wunderschönen Eisvogel aufs Bild zu bannen. Auch die majestätischen Fischreiher sieht man hier oft völlig unbewegt am Ufer stehen.
Nach gut zwei Stunden erreicht man den kleinen Stadthafen Liebenwalde. Dort waren mehr Radfahrer als „Seeleute“ anzutreffen, denn parallel zum Langen Trödel verläuft bis hierher ein schöner Radweg von Zerpenschleuse. Nun wurde es für uns aber höchste Zeit für ein Picknick, welches wir völlig unkompliziert unter einem der großen Bäume am Ufer einnehmen konnten. Natürlich sind auch Verpflegung und kühle Getränke über das dortige Restaurant (mit Außen- und Innenplätzen eine sehr schöne Anlage) erhältlich.
Nach einer ebenso entspannten Rücktour war die Schlemmerei des Tages noch nicht beendet, denn die „Eisschleuse“ (eisschleuse.de) am Ortseingang Zerpenschleuse hat uns noch kurz vor 18 Uhr bedient und so konnten wir den „outstanding day“ ganz entspannt mit Blick auf die blaue Brücke ausklingen lassen. Selbst Nachschlag im Eisbecher gab es noch, obwohl es mittlerweile schon nach 18 Uhr war, was insbesondere unsere Enkelin erfreute. Dieses im Frühjahr neu gestaltete Eis- und Kaffeehaus mit dem freundlichen Personal können wir sehr empfehlen.
Viele gute Erlebnisse am Langen Trödel, egal ob Sie per Rad, auf dem Wasser oder zu Fuß unterwegs sein werden, wünscht Ihnen
Sybille Gruska.