Kategorien
alle

Mit Cocktailglas und Malstift in den Gottesdienst??

Diese Überschrift mag den Ausruf „April, April …!“ für den gestrigen Montag (1. April) nahelegen, ist jedoch keine Story, um jemanden zu verulken.

Das neue Gottesdienstformat „Heidekraut und Rüben“ für Kinder und Familien versprach, was in der Ankündigung zum zweiten Ostertag enthalten war: etwas Neues prinzipiell und etwas Unvernünftiges speziell an diesem Ostermontag.

Viele junge Familien waren in die Basdorfer Kirche gekommen. Unsere Sozialpädagogin Rahel Sievert und Pfarrer Lucas Ludewig haben anhand der Ostergeschichte gefragt, war es von Maria nach Kreuzigung und Grablegung nicht etwas unvernünftig, an die Nachricht der Engel von der Auferstehung zu glauben? Unvernünftig sein gehörte also schon damals zum Glauben dazu. Und so sollte am Ostermontag in unserer Gegenwart eben auch einmal gemacht werden, was unvernünftig oder geradezu verboten ist in der Kirche, in einem Gottesdienst.

Ja, was genau ist nun unvernünftig? Die Antwort war schnell gefunden: In der Kirche Party machen mit Rock- und Popmusik, Wände bemalen, rumtoben, auf den Musikinstrumenten rumklimpern. Ach, war nicht für die Party sogar schon eine Band anwesend?? Die Band „sons m‘ doughters“ aus Berlin brachte dann im Gottesdienst neue und alte Kirchenlieder zu Gehör. Für ein Partygefühl war auch gesorgt, denn draußen auf der Frühlingswiese gab es Cocktails und Frischedrinks. Und im Innern der Kirche durften die Kinder an einem geheimen Ort ihren Namen hinterlassen oder auch mal um die Wette den Gang entlang laufen. Alles Schwere, scheinbar Unlösbare, was uns bedrückt, konnte man zuvor symbolisch vor Gott bringen und eine Kerze auf dem Altar entzünden.

Am Ende des Gottesdienstes waren dann alle eingeladen, bei Kaffee und Kuchen, bei Cocktails und Kinderdrinks sich (auch über dieses neue Gottesdienstformat) auszutauschen. Ich selbst kann zu dieser Situation eine eigene Geschichte beisteuern, die ich als jugendliches Mitglied unseres Bläserchores einmal am Ostermorgen erlebte: Vom Kirchturm aus sollte frühmorgens der Ruf „Christ ist erstanden, Halleluja …“ erklingen. Beim Erklettern der steilen hölzernen Treppe bis zur Dachluke des Kirchturms fand ich an einem Balken eine Bleistiftkritzelei. Dort hatte unter anderem auch mein Vater seinen Namen hinterlassen. Der Eintrag kam zustande, als damals vor etwa 90 Jahren, die Glocken der Kirche noch manuell von den Konfirmanden geläutet werden mussten, die sich während der Predigt eben auch mal gelangweilt haben – so erfuhr ich auf Nachfrage. Also gab es auch damals schon „unvernünftiges“ Handeln – genau wie im Gottesdienst zum gestrigen Ostermontag.

Sehr erfreulich war, dass die älteste Gottesdienstteilnehmerin äußerte, dass sie es nicht bereut hätte, gekommen zu sein. Das ist doch eine wunderbare Motivation, auch Zukunft mit „Heidekraut und Rüben“ etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. Danke an alle Aktiven, an Frau Sievert, Pfarrer Ludewig und die vielen helfenden Hände vor und nach dem Gottesdienst.