Heute am Martinstag möchte ich an die Rede eines anderen Martins erinnern: Luther King. Jr. seine letzte Rede ist nicht so berühmt, wie die Worte, die er zu „I have a dream“ (Ich habe einen Traum) sprach.
Aber seine letzte Rede ist unglaublich beeindruckend – vor allem, wenn man bedenkt, dass er am nächsten Tag verstirbt. Die Rede heißt „Mountaintop“ – Bergspitze, weil sich King Mose zum Vorbild nimmt. Dr. King hat geholfen den Kampf gegen Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit in eine friedliche Richtung zu lenken und voran zu treiben Richtung gelobtem Land: Die Gleichheit aller Menschen. Wie Mose wurde King deutlich, dass er diesen Weg mit seinen Leuten nicht zu Ende gehen kann. Als Trost hatte Gott im Buch Deuteronomium Mose auf eine Bergspitze geführt und ihm das gelobte Land gezeigt hat. King beschreibt in Analogie dazu, dass auch er das gelobte Land gesehen hat und er meint damit, dass er darauf vertraut, dass die Bürgerrechtsbewegung ihren Weg weiter gehen wird, bis sie in einem gleichberechtigten Land angekommen ist.
Als 2008 Obama zum Präsidenten gewählt wurde, hat der amtierende Präsident Bush ihm selbstverständlich zur erfolgreichen Wahl gratuliert. Er hat beeindruckende Größe bewiesen und gesagt, wie stolz das Land sein könne, dass ein Traum wahr geworden ist. Damit spielte er auf King an. Doch die letzten vier Jahre in den USA haben eher gezeigt, dass wir bestenfalls dem Traum Kings ein Stück nähergekommen sind.
Das gilt nicht nur auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans, sondern auch bei uns. Denn solange es in der Öffentlichkeit für nötig erachtet wird, darüber zu sprechen, wessen Impfstoffentwickler*innen-Eltern aus welchem Land kommen könnten, herrscht noch nicht die erträumte Gleichberechtigung.
Für King war es ein besonderes Anliegen, nicht nur für Bürgerrechte zu kämpfen, die ihn betreffen. Ihm war es wichtig, auch für soziale Gerechtigkeit unabhängig der Hautfarbe einzutreten. Das machte ihn besonders und verschaffte ihm nicht nur Freunde.
Selbst in seiner letzten Rede, in der er den Eindruck erweckt, er wüsste, dass es seine letzte Rede sein würde, ist es ihm wichtig, dieses Thema anzusprechen, wenn er Matthäus 25 zitiert:
One day, we will have to stand before the God of history. And we will talk in terms of things we’ve done. And its seems to me that I can hear the God of history saying, ‘That was not enough. For I was hungry, and you fed me not.’
„Eines Tages stehen wir vor Gott und er wird zu uns über unsere Taten sprechen. Und es scheint mir Gott wird sagen: Das war nicht genug. Ich war hungrig und ihr gabt mir nichts zu essen.“
(Hier sind Teile der Rede veröffentlicht. Und gerade diese letzten Worte aus Kings Mund zu hören, lässt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken laufen.)
Es ist diese Rede vom Weltgericht, die wir am heutigen Martinstag im Evangelium gehört hätten, weil St. Martin, wie ja schon die Kinder wissen, seinen Mantel geteilt hat. Damit hat er an diesem Bettler genuggetan: „Denn ich bin nackt gewesen und du hast mich gekleidet.“
*Das Titelbild zeigt viele kleine Laternen aus dem letzten Jahr und ich hoffe natürlich, dass wir nächstes Jahr wieder mit Laternen und St. Martin auf dem Pferd um die Häuser ziehen können.