Liebe Interessierte,
in den letzten Wochen gab es viele Diskussionen über Corona-Tracking-Programme, damit die Technik mithilft, die Ausbreitung des Virus zu reduzieren.
Ich will einmal versuchen zu erklären, welchen Sinn das Programm hat, wie es funktionieren könnte und warum es gut ist, wenn möglichst viele Menschen es benutzen. Die kirchliche Überschrift wird am Ende erklärt:
Am Anfang der Diskussion stand die Frage, ob es eine zentrale oder dezentrale Infrastruktur für das Programm geben sollte. Das heißt, ob die Daten, die von den Programmen gesammelt werden, auf dem Handy oder auf einem Server im Internet gespeichert werden. Ein Server hätte den Vorteil, dass mehr Daten zur Auswertung zur Verfügung stünden, um die Ausbreitung besser zu verstehen.
Ein Server hätte aber auch den Nachteil, dass wir ein großes Vertrauen gegenüber der Sicherheit der Server-Infrastruktur aufbringen müssten und dass wir denjenigen, die die Daten auswerten, vertrauen müssten, dass die erhobenen Daten nur für diesen Zweck verwendet werden.
Die beste Vertrauensbasis schafft sich dadurch, dass wir niemandem vertrauen müssen. So oder so ähnlich sagte es Linus Neumann vom Chaos Computer Club.
Das Wichtigste für den Erfolg der Corona-Tracking-App ist, dass möglichst viele Menschen sie auf ihrem Smartphone installieren. Umso vertrauenswürdiger die Software, umso mehr Menschen sind bereit, sie zu installieren.
Daher haben sich Google und Apple entschieden, in ihr Betriebssystem nur eine dezentrale Lösung zu integrieren. Das bedeutet, unsere Handys werden, wenn wir es zulassen, dauerhaft via Bluetooth einen anonymisierten Code in ihre Umgebung senden. Gleichzeitig werden sie die ganze Zeit solche Codes von allen umliegenden Geräten erhalten und zwei Wochen speichern. Über Dauer und Stärke eines Signals ermittelt das eigene Handy, welche Codes relevant sind. Sollte ein Mensch positiv auf Covid-19 getestet werden, markiert er seine Codes und übermittelt sie an eine zentrale Stelle. Jedes Handy, das in den vergangenen zwei Wochen Kontakt mit diesen Codes hatte, informiert seinen Besitzer oder seine Besitzerin, dass Kontakt zu einer infizierten Person bestand. Welche Person dies war, lässt sich aber nicht ermitteln.
Warum Nächstenliebe zum Download?
(auch diese Formulierung stammte von Linus Neumann)
Das Programm schützt einen selbst nicht vor der Infizierung. Es gibt mir aber die Möglichkeit zu erkennen, ob ich vielleicht infiziert wurde. Daher würde dann mein Zuhausebleiben andere Menschen vor einer Infektion schützen.
Das Nutzen der App schützt also nicht primär einen selbst, sondern zu allererst die Mitmenschen.
Das Programm wird nur gut funktionieren, wenn möglichst viele Menschen es installieren und es wird auch keinen perfekten Schutz bieten.
Mein persönlicher Eindruck ist aber, dass das Tracking-Programm ein Puzzle-Stück zur erfolgreichen Bekämpfung der Virusverbreitung werden kann. Es gibt bisher nicht den einen perfekten Weg, die Ausbreitung des Virus zu verhindern, neben dem Achten auf Hygiene, Mindestabstand, Masken, etc. kann es aber ein weiterer Baustein sein, verantwortungsvoll einen Alltag mit Corona zu gestalten.
Einen schönen Tag wünscht
Lucas Ludewig
Meine Informationen zu diesem Thema habe ich überwiegend aus dem Podcast „Logbuch:Netzpolitik“ bezogen.