Die Ausflugsempfehlung vom 13.August ins Kloster Chorin ließ mich sofort daran denken, dass man in dieser Gegend neben der „Kultur“ im Kloster auch wunderbar „Natur“ kennenlernen kann, und zwar im Landschaftsschutzgebiet „Fettseemoor“.
Moore faszinieren mich seit jeher, das betrifft die eindrucksvolle Einbettung in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf, aber auch die mystische Bedeutung, die Rolle der Moore in Film und Literatur und nicht zuletzt sind es einfach die schönen Landschaftsbilder, die sich beim Spaziergang durchs Moor einprägen.
Moore entstehen im wässrigen Milieu aus abgestorbenen Pflanzenresten – das lernt man schon in der Schule, aber wie fein abgestimmt sie ein Gleichgewicht zwischen organischen und anorganischen Stoffen im Erdboden darstellen, ist für mich immer wieder beeindruckend. Solange ein Moor gesund ist, entzieht es der Atmosphäre CO2 und speichert es. Das durch die Photosynthese in den Pflanzen gebundene CO2 wird nämlich beim Absterben der Pflanzen nicht wieder freigesetzt, sondern über lange Zeit – manchmal über Jahr- millionen bis hin zur Entstehung von (Braun)- Kohle im Boden festgesetzt. Deshalb spielen Moore auf der Erde eben diese wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf.
Moore brauchen zunächst eine lange Zeit, um zu entstehen, müssen laut Definition mindestens 30 cm organische abgestorbene Pflanzenmasse aufweisen. Bei der Entstehung bilden sich zunächst sogenannte Nieder- oder Flachmoore. Diese werden noch vom Grundwasser feucht gehalten. Im Ge- gensatz dazu wachsen in Hochmooren nur die obersten Schichten. Ihnen fehlt letztendlich der Zugang zum Grundwasser. Hochmoore werden quasi nur von oben feucht gehalten und vertorfen von unten.
Zu der Bedeutung von Mooren als Gruselfaktor, geheimnisvolles und gefährliches Terrain und Ort so mancher Edgar Wallace-Krimis könnte man sicher seitenlang schreiben. Hier nur eine kleine Kostpro- be, gern gesungen in Studentenzeiten:
Tief im Moore brodelt ́s und im Chore jodelt ́s in die kohlpechrabenschwarze Nacht hinaus, Keine Brandungslücke, keine Landungsbrücke gibt ́s in diesem Meer von Schreck und Graus
Selbst ein dummer Stänker wird ein stummer Denker, wenn er so viel Grauses hört und schaut.
Trinkt noch schnell ́nen Bittern, sinkt zur Stell mit Zittern mit ́ner Kreidehaut ins Heidekraut
Drum, ihr tollen Zecher, hebt die vollen Becher, besser sitzt es sich doch hier beim Wein,
als auf Rabenklippen, wo die Knabenrippen bleichen bei des Neumonds finsterm Schein!
Viel heiterer ist hingegen eine Wandertour durch das Fettseemoor. Auf der A 11 über die Ausfahrt Eberswalde/Britz/Chorin erreicht man das Gebiet in ca. 45 min. Auf der Strecke zwischen Eberswalde
und Sandkrug fahrend, biegt man rechts nach Neuehütte ab. Die ca. 3 km lange Strecke im Moor ist ausschließlich etwas für trittsichere Wanderer. Mit ein paar Bildern möchte ich neugierig machen auf die eindrucksvollen Perspektiven, die sich erschließen.
Selbst ein Moor, das man zu kennen glaubt, überrascht zu jeder Jahreszeit mit neuen Eindrücken. Auch kleine, touristisch nicht besonders aufgearbeitete Feuchtgebiete lohnt es sich zu durchstreifen. So waren wir z.B. an der Ostsee, wo jedermann Sonne, Meer und Sand als Ziel hat, überrascht, wie schön in der Nähe von Graal-Müritz das Ribnitzer Moor ist. Im Erzgebirge in der Nähe von Zinnwald fanden wir das schöne Georgenfelder Hochmoor rein zufällig.
Eine wahre Fundgrube großer Moorgebiete stellt das Hochland an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden in der Mitte Skandinaviens dar. Im letzten Sommer ließen Mücken und andere Stechbiester uns Moorbewunderer dort sogar unbehelligt. Ein Kalender mit entsprechenden Bildmotiven war das dankbare Resultat, sogar ein seltenes Birkhuhn konnte dabei mit der Kamera eingefangen werden.
Nun mag sicher nicht jeder wegen eines Moores so weit fahren und vielleicht kennt der eine oder andere bereits das nahe Fettseemoor. Dem könnte ich dann noch das Plagefenn rings um das Ökodorf Brodowin empfehlen.
Sybille Gruska