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Baumaterial der Zukunft

Bei der Vorbereitung für den Gemeindebrief oder für Beiträge in der digitalen Kirche fällt mir immer wieder auf, dass es vielfältige Initiativen gibt, um die dringlichen Probleme unserer Zeit bezüglich der Klimaveränderung und des Umweltschutzes in Angriff zu nehmen. Oft ist es ein Prozess der kleinen, individuellen  Schritte – jeder blühende Streifen am Straßenrand hilft, jede Vermeidung von Plastik in den Haushalten usw. Natürlich kann jeder etwas tun. Für viele gehören solche Maßnahmen  inzwischen ganz normal zum Alltag. Aber was wird „im Großen“ getan, in der Wirtschaft? Schnell können bei der Beantwortung dieser Frage politische Aktionen und Wahlkampfprogramme zitiert werden. Aber helfen diese Manifeste wirklich oder bleiben es Sonntagsreden, die schnell vergessen werden?

In der Ausgabe der „Zeit“ vom 22.Juli fand ich einen ermutigenden Artikel, der sich mit Baustoffen der Zukunft befasst.

Die Bauindustrie ist ein „Sünder“ schlechthin: Die Zementherstellung ist sehr energieintensiv (über 1500°C im Drehrohrofen). Auch bei  Abrissarbeiten fällt viel Sondermüll an (da es sich oft um Verbundwerkstoffe handelt), so dass neue Wege und Ideen unbedingt gefragt sind. Es gibt bereits Initiativen wie https://kreislaufwirtschaft-bau.de   und auch https://www.architects4future.de .Diese verfolgen nachhaltige Ziele in der Bauwirtschaft. Es gibt an verschiedenen Universitäten (z.B. Karlsruhe) Lehrstühle für nachhaltiges Bauen, und auch die Europäische Union rief das „Neue Europäische Bauhaus“ aus, wo Recycling von Baustoffen und Energieersparnis zentrale Ziele sind.

Bemerkenswert sind neue Baustoffentwicklungen, bei denen oftmals die Einfachheit der zugrunde liegenden Idee verblüfft:

Zum Beispiel das Bauen mit Pilzen, genauer mit Pilzgeflecht. Dabei werden Bioabfälle wie Stroh oder Holzreste mit Pilzsporen versetzt. Das Myzel der Pilze durchdringt beim Wachstum die (biologischen) Trägerstoffe und erzeugt eine regelrecht versponnene Struktur. Nachdem die Grundsubstanz genug mit Pilzgeflecht durchzogen ist, wird das Material auf 70°C erhitzt (Pilze sterben ab) und das Myzel verhärtet sich. Diese Struktur ist sehr belastbar, denn es ist letztendlich dem Knochengerüst ziemlich ähnlich. Wenn man bedenkt, wie stark und unnachgiebig in der Natur Wurzeln und auch Pilze durch Asphalt dringen, bekommt  man eine Vorstellung davon, wie hart natürlich gewachsene Systeme sein können. Die aus diesem Pilzgeflecht gewonnenen Ziegel sind bruchsicher, haben gute Schallisolations- und  Wärmedämmwerte  … all das lässt hoffen, auch wenn der Weg bis zum routinemäßigen Einsatz noch lang ist. Mit Ziegeln dieser Art gab es bereits Probebauten. 

Ebenso hat mich der Einsatz von Popcorn für Bauzwecke begeistert. Die Legende besagt, dass ein kreativer Ingenieur beim Kinobesuch auf die Idee kam, dass Popcorn möglicherweise wie Styroporkügelchen einsetzbar sind – vielleicht zur Dämmung, zur Schallisolation? Und schon war ein neuer Baustoff  auf Basis nachwachsender Rohstoffe in der Erprobung.

Ebenso versucht man mit Hanfbeton neue Wege  zu gehen. Das Gemisch aus (klassischem) Beton und Hanffasern soll Materialeigenschaften hervorbringen, die denen von Lehmziegeln sehr ähnlich sind, also atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend, wärmedämmend. Im Zusammenhang mit diesem Text fand ich übrigens heraus, dass es in Berlin ein Hanfmuseum gibt, wo diese alte Kulturpflanze umfassend vorgestellt wird https://www.hanfmuseum.de/

Hoffentlich gelangen viele dieser sich noch im Labormaßstab befindlichen Ansätze einmal zu massentauglichen Baustoffen.

Sybille Gruska

ps: ca 2 m3 Gebrauchte gelbe Hartbrandziegel könnten über das Pfarramt vermittelt werden.