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Chorproben? Start!

Im Ökumenischen Kirchenchor Basdorf (ÖKB) wird wieder gesungen …

Seit dem 30. Juni 2020 finden wieder die wöchentlichen Chorproben des ÖKB statt. Unter Beachtung der Empfehlungen unserer Landeskirche (EKBO) singen wir zunächst in Kleingruppen bzw. Stimmgruppen – über die warme Jahreszeit in der Ev. Kirche Wandlitz, später im Gemeindehaus Wandlitz.
Sie sind herzlich zum Mitsingen eingeladen: jeden Dienstag, 19.00 Uhr.

Inzwischen haben die ersten Proben stattgefunden. Einige Sängerinnen und Sänger genießen noch ihren Urlaub – und trotzdem wollen wir die Zeit für das gemeinsame Singen nutzen, das uns über mehr als drei Monate unfreiwilliger Proben-Pause sehr gefehlt hat. Singen, noch dazu in der Gemeinschaft, ist eine wunderbare Sache!
„Ohne Chor ist das Leben nur halb so schön! Für Chorsängerinnen und Chorsänger gehört Singen zum Leben und ist fast so wichtig wie das Atmen. Singen macht Mut, erhält uns die eigene Identität und lässt uns unsere Handlungsfähigkeit spüren“.
(Kirchenchorwerk Nordkirche).

Was wäre unser Glaube, was wären unsere Gottesdienste ohne Lieder und ohne Musik?
… sicher um Einiges ärmer und kaum auszudenken! Dass wir unter den aktuellen Umständen – wenn auch mit gewissen Einschränkungen – überhaupt wieder singen dürfen, lässt uns dankbar werden. Und so grüßen wir Sie heute mit einer Betrachtung zu einem Lob- und Danklied des Lieddichters Johann Mentzer: „O dass ich tausend Zungen hätte“, dessen Melodie uns auch mit einem anderen Text, nämlich dem schönen Tauflied „Ich bin getauft auf deinen Namen“ vertraut ist. Zu dieser Melodie studieren wir im Chor derzeit einen wunderbaren vierstimmigen Satz von Max Reger ein.
Den Liedtext mit den Noten finden Sie am Ende des nachfolgenden Beitrags.

Bleiben Sie behütet und gesund!
Mit sommerlichen Grüßen – im Namen des Ökumenischen Kirchenchores Basdorf,
Ihr Stefan Händel

 

Johann Mentzer: „O dass ich tausend Zungen hätte“
von Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler

Als Sohn eines kleinen Beamten wurde Johann Mentzer am 27. Juli 1658 in Jahmen in der Oberlausitz geboren. Die Schule besuchte er in Bautzen; in Wittenberg studierte er Theologie.
Erst mit 33 Jahren bekam er 1691 seine erste Pfarrstelle in Merzdorf bei Uhyst/Oberlausitz, zwei Jahre später wechselte er nach Hauswalde bei Kamenz und 1696 nach Kemnitz bei Bernstadt/Oberlausitz. Hier blieb er bis zu seinem Tod am 24. Februar 1734 Pfarrer. Auf seinem Grabmal wurde sein Leben so beschrieben:
„Denkmal weiland Herrn Johann Mentzer, welcher ordentlich berufener Seelenhirte war anno 1691 zu Merzdorf, 1693 zu Hauswalde, anno 1696 allhier zu Kemnitz; verheiratete sich erstens mit Jungfrau Eva Maria Meindeli, zweitens mit Jungfrau Anna Magdalena Ritzin, lebte in vergnügter Ehe mit der ersten 5 Jahre, 2 Monate, mit der zweiten 29 Jahre, 3 Monate, sahe den Segen von 13 Kindern und 7 Kindeskindern, von denen samt der ersten Mutter 12 ihm im Grabe und Himmel Gesellschaft leisten. Er beschloß sein kreuzvolles Leben, das ihm sonderlich zuletzt noch sauer gemacht wurde von den Feinden des Kreuzes Christi, an einem Steck- und Schlagflusse sehr erbaulich.“

Bei der zweiten Hochzeit, einer Doppelhochzeit, hielt er seinem Schwager und dieser ihm die Traupredigt. Von den sieben Kindern seiner zweiten Ehe blieb nur eins am Leben; innerhalb von drei Wochen stand er viermal am Grab eines seiner Kinder. Er trug damals ins Sterberegister ein: „Ach mein Gott, was tust du einen so schmerzlichen Herzensriß nach dem andern! Doch es sei auch dafür dein Name hochgelobet.“ Bei seiner letzten Amtshandlung, der Taufe von zwei Jungen, schrieb der Kantor ins Taufbuch: „Dieser beiden Lämmer Taufe ist die letzte Amtsverrichtung des seligen Pastoris Mentzeri gewesen, welche er küßte und sagte: ‚Diese zwei Seelen will ich mit mir in den Himmel nehmen und es soll sie kein Teufel entreißen, und nunmehr hab ich mein Amt vollführet.“

Mentzer war stark vom Pietismus berührt, der Frömmigkeitsrichtung, die den „lebendigen Glauben“, die „Früchte des Glaubens“ anmahnte und die „christliche Vollkommenheit“ bzw. die „Wiedergeburt“ des Christen aus dem lebendigen Glauben heraus zu ihrem Thema machte. Sie warf der Reformation vor, hierbei nicht konsequent genug gewesen zu sein.
In seiner Haltung bestärkt wurde Mentzer durch seine Bekanntschaft mit Henriette Katharina von Gersdorf, der Großmutter des Grafen Nikolaus von Zinzendorf, und später mit Zinzendorf selbst, dem Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine. Kemnitz liegt ja in unmittelbarer Nachbarschaft von Herrnhut. Der Graf hat Mentzer auch sehr geschätzt und ihn einen „im Ofen der Trübsal geläuterten Christ“ genannt.

Mentzer hat eine ganze Anzahl von geistlichen Liedern gedichtet; etliche von ihnen fanden Aufnahme im „Reibersdorfer Gesangbuch“ bzw. in den „Evangelischen Psalter“, einem in den Dorfgemeinden der Oberlausitz weitverbreiteten Gesangbuch. Mentzer gebraucht in seinen Liedern eine uns heute etwas schwülstig vorkommende Sprache, wie sie aber damals die Zweite Schlesische Dichterschule pflegte. Unter seinen Liedern blieb noch bekannt „O Jesu, einig wahres Haupt / der heiligen Gemeine“, das entweder auf die Melodie „Ein feste Burg“ oder auf eine Melodie des Zittauer Kantors Andreas Hammerschmidt gesungen wurde.
Sein bekanntes Loblied (im Evangelischen Gesangbuch Nr. 330) soll Mentzer 1704 gedichtet haben. Im selben Jahr war sein Haus abgebrannt. Er hatte sein ganzes Hab und Gut verloren. Da musste er beweisen, was er in den – im heutigen Gesangbuch nicht enthaltenen – Strophen gedichtet hat: „Vor andern küß ich deine Rute, / die du mir aufgebunden hast“ bzw. „Und fiele auch der Himmel ein: / so will ich doch nicht traurig sein.“ Es fällt auf, dass Mentzer in diesem Loblied gerade auch Gottes Schöpfung zum Lob aufruft, ein Gedanke, der später vor allem in der Aufklärung – man vergleiche Gellerts Lieder – zum Zuge kam.

Quelle: https://www.kirche-chemnitz.de/geschichte.php?show=0&beitrag=1110