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Die Boten Gottes

Jetzt, zum Ende des Kirchenjahres und mit Beginn der Advents- und Weihnachtszeit nehmen Engel im Alltag wieder einen wichtigen Platz ein: in Schaufenstern, Zeitschriften, in Abbildungen jeder Art, als Deko-Objekt, sogar als Süßigkeit … und auch in den Kirchen, Gottesdiensten und Andachten; sie haben sozusagen Konjunktur. Hinzu kommt die gegenwärtige Situation, wo alles instabil und unübersichtlich ist und man seinen Glauben oder Unglauben, sein Vertrauen oder seine Zweifel vielleicht gern personifizieren möchte, und folglich öfter das Wort Schutzengel gebraucht wird.

 

Nun ist es für Nicht-Theologen etwas kompliziert, sich in der Engelschar auszukennen, zu wissen, welcher Engel wofür verantwortlich ist, ob sie mit zwei oder sechs Flügeln unterwegs sind und wie sie die Mittlerfunktion zwischen Gott und den Menschen ausfüllen. Aber all diese Fakten kann man ja nachlesen.

Ich möchte vielmehr an einen sehr eindrucksvollen Text zur Engelthematik anknüpfen. In diesem Jahr wurde schon Ende September meine Aufmerksamkeit auf die Boten Gottes gelenkt, nämlich im Rahmen einer Chorprobe in Klosterfelde. Unsere Chorleiterin Frau Köhler hatte in Bernau an einer Andacht zum Michaelistag (29. September) teilgenommen. Der Michaelistag ist der Gedenktag des Erzengels Michael und aller Engel, der von der katholischen und auch der evangelischen Kirche gefeiert wird. Wir haben Worte aus dieser Andacht gehört und wurden mit einem relativ neuen Kirchenlied (von 1994) bekannt gemacht. Meiner Meinung nach wird das Wirken der Engel in diesem Lied sehr treffend und mit schönen Worten ausgedrückt. Leider liegen die Rechte zur Veröffentlichung bei einem Verlag, so dass hier der vollständige Wortlaut nicht erscheinen kann. Er ist im Liederbuch „Zwischen Himmel und Erde“ Nr. 6 (Hände wie deine …, Melodie D. Jöcker, Text R. Krenzer) zu finden.

Der Text beschreibt, dass Engel nicht immer überirdisch strahlen oder zum Fürchten sind, sondern dass es auch der unmittelbare Nebenmann sein kann, der uns hilft, Angst und Zorn zu besiegen und der Frieden stiftet. Auch ihn können wir als Engel betrachten, von Gott gesandt. Alle, die sich von Gott in die Pflicht nehmen lassen und für Gerechtigkeit, für eine gute Gemeinschaft kämpfen, geben uns Mut, lassen uns nicht allein in Ratlosigkeit und Resignation – vielleicht sind es Engel, die uns helfen und behüten? Engel, für die wir dankbar sein müssen.

Dieser Gedanke und die Fürbitte, dass Engel uns Orientierung geben mögen in Situationen, in denen wir Menschen uns machtlos und überfordert fühlen, hat seit dem frühen Mittelalter in vielen Schriften und Kunstwerken jeder Art Niederschlag gefunden.

 

Spontan fällt mir die Vertonung der Verse des 91. Psalms von Mendelssohn-Bartholdy im Elias-Oratorium ein. (https://www.youtube.com/watch?v=fQnK7_lcSNs)

 

 

„Reformationsengel“ aus Glas zum Lutherjubiläum, Wittenberg 2017

 

Aber auch Bildhauer und Maler haben unvergleichliche Werke geschaffen.

 

 

So war es für mich sehr eindrucksvoll, in Rom über die Engelsbrücke zu gehen und die barocken Meisterwerke von Bernini zu bewundern. Auf der Spitze der Engelsburg steht der Erzengel Michael, das Ende der Pest im 6. Jh. verkündend.

Ponte Sant´Angelo, Rom

 

In fast jeder christlichen Kirche findet man Engeldarstellungen aus unterschiedlichsten Epochen. Eher ungewöhnlich war für mich z.B. ein Engel im Dom zu Parma, wo über dem Ausgang die Flucht nach Ägypten dargestellt wird.

Auch auf Friedhöfen sind eindrucksvolle Engelskulpturen zu bewundern, so auf dem großen Zentralfriedhof in Wien, dem protestantischen Friedhof in Rom, den Berliner Friedhöfen an der Bergmannstraße oder auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

 

Berlin Friedhof IV der Gemeinde Jerusalems-                     

und Neue Kirche

 

 

 

 

Rom protestantischer Friedhof

 

 

Aber es sind nicht nur die Werke großer Meister, die uns erfreuen können. Ich habe irgendwann begonnen, Engel zu fotografieren, wo immer sie auftauchten und mir gefielen.

 

Schwerin im Schaufenster

Schwerin am Schloss

Vielleicht haben auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, Freude an dem einen oder anderen  (Schutz)-Engel.

Natürlich ist bei Bildern und Engelsfiguren immer auch der Zeitgeist zugegen. Vor ein paar Jahren fand ich auf einem Adventmarkt eine Original-Weihnachtskarte aus dem Jahr 1900 mit einem Engelchor und schnell war das Urteil gefällt: Kitsch! Andererseits musste ich feststellen, dass die von mir bevorzugten Engelfiguren oft mit Schulterzucken bedacht werden.

 

 

Vielleicht haben auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, Freude an dem einen oder anderen  (Schutz)-Engel.

 

 

Eine behütete Adventszeit wünscht Ihnen

Sybille Gruska