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Die Überwindung von 36 Höhenmetern – einst und jetzt

Für Wanderer und Radfahrer in hügeliger bzw. bergiger Umgebung ist ein Höhenunterschied von 36m kein Problem. Aber wie sieht es aus, wenn diese Differenz auf unseren Wasserstraßen überwunden werden soll? Das kann man im Schiffshebewerk Niederfinow an der Oder-Havel-Wasserstraße beobachten.

Hier in Niederfinow wurde 1926 begonnen, ein gigantisches Schiffshebewerk zu bauen. Es ist seit Inbetriebnahme 1934 Europas größter Fahrstuhl für Schiffe, wie man wissbegierigen Kindern gern erklärt. Das Prinzip geht weit über die Funktionsweise einer einfachen Schleuse hinaus und bietet den Schiffen von Stettin bis Berlin eine große Zeitersparnis beim Passieren der Oder-Havel-Wasserstraße.

Ein kurzer Spazierweg führt auf das obere Niveau des Kanals. Zunächst beeindrucken Stahl und unzählige Nieten. Der Fortgang des Baugeschehens vor gut 80 Jahren wird anhand alter Bilder eindrucksvoll dokumentiert. Wussten Sie z.B., dass damals beim Nieten (genauer beim Warmnieten) die Bolzen zunächst erhitzt wurden, die Arbeiter sich den heißen Bolzen geschwind zuwarfen, mit einem Eimer auffingen und dann durch die entsprechende Bohrung führten und an der Gegenseite das Ende mit speziellen Nietenhämmern fixierten? Beim Abkühlen des Bolzens wurden so die zu verbindenden Teile fest aneinander gepresst. Es muss ein riesiger Arbeitsaufwand gewesen sein – aber ein sehr nachhaltiger, denn die Anlage funktioniert noch heute perfekt. Davon kann man sich, kommt gerade ein Schiff des Wasserwegs, selbst überzeugen oder man bucht eine Fahrt, eigens um das Anheben im Trog selbst mitzuerleben. Ich kann mich erinnern, dies während meiner Grundschulzeit einmal erlebt zu haben, und ich war sehr, sehr beeindruckt.

 

Es kommt ein Schiff ….                                                      

 

 

… fährt in den Trog und wird in 6 min  36 m hoch gezogen. Die gesamte Prozedur dauert 20 min.

Das neue Schiffshebewerk unmittelbar neben dem alten ist ähnlich dimensioniert, wird heute jedoch von einer Schaltzentrale vollkommen automatisch gesteuert. Ein neues Schiffshebewerk wurde erforderlich, weil die Schiffe inzwischen andere Abmessungen haben und EU-Normen gelten. 2008 begann der Bau und befindet sich gegenwärtig in der Testphase, die zunächst 500 Hebungen erfordert. Danach ist ein 5jähriger Parallelbetrieb von altem und neuem Hebewerk erforderlich – erst dann ist das neue voll einsatzfähig.

 

Das alte Schiffshebewerk bleibt jedoch als technisches Denkmal bestehen und wird Touristen und Interessierte über Baukunst und ingenieurtechnische Leistung zu Beginn des vorigen Jahrhunderts aufklären.

Auch das Umfeld ist für Touristen gerüstet: Es gibt verschiedene Gaststätten, eine Senfmühle samt Shop und Museum, Parkplätze, Übernachtungsmöglichkeiten und ein weiträumiges Informationszentrum, in dem über das neue Hebewerk umfassend informiert wird. Auch der Naturschutz findet dabei Beachtung und soll beim Bau und Betrieb der neuen Anlage nicht zu kurz kommen.

http://www.wsv.de/wsa-ebw/wir_ueber_uns/bauwerke/schiffshebewerk_niederfinow/besichtigung/index.html

www.wna-berlin.de

Viel Spaß beim Staunen!!

Sybille Gruska