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Eine Schwalbe macht doch einen Sommer

…ein schönes Momentmal von Kollege Strauß, der den Zusammenhang zwischen einem schwer reparierbaren Moped und den Herausforderungen des Lebens herstellt:

Ich mag alte Fahrzeuge. Ich liebe meinen alten Volvo genauso, wie mein MIFA-Fahrrad. Und ich schraube auch gerne an der Technik herum. Auch mit meinen zwei linken Händen hatte ich da schon einige Erfolgserlebnisse. Aber natürlich auch Rückschläge. Die komplizierteste Schrauber-Beziehung habe ich zu meiner Schwalbe. Auch die liebe ich. Diese Liebe hat nichts mit der derzeitigen politischen Meinungsmache zu tun. Ich kann als alter Ossi, wie zum Glück viele andere auch, meine Simson ohne jeglichen ideologischen Mumpitz genießen und Lastenräder genauso cool finden.

Aber das gute alte Vögelchen stellt meine Liebe immer wieder auf harte Proben. Oft habe ich sie schon nach Hause geschoben. Und wenn nach `zig intensiven Vergaserreinigungen und Unterbrechereinstellungen immer noch nichts läuft, außer dass sich der Gummi vom Kickstarter abnutzt, könnte ich schier verzweifeln. Mir ist dann nach Aufgeben zumute. Ich hatte in der Vergangenheit mal so eine Zeit der Niederlagen, nicht nur bei der Simmi, auch sonst lief es im Leben gerade nicht so gut. Das Unglück kommt ja nur ungern allein. Und ich dachte mir so: Na toll, jetzt läuft mein Leben schon wie die Schwalbe. Alle Reparaturversuche laufen ins Leere. Bei der Simson und im Leben hasse ich immer den Moment am meisten, wo ich mit meinem Latein komplett am Ende bin. Alles, was ich einbringen und versuchen konnte, hat nicht gefruchtet. Ich weiß absolut nicht mehr weiter. Und da ich gerne mein Leben unter Kontrolle hätte und ein starker Mensch sein will, schmerzen solche Zeiten besonders. Und ich muss gestehen, dass mein Glaube an Gott dann auch Startprobleme bekommt. Denn irgendwie denke ich immer wieder, dass ich auch im Glauben etwas leisten muss und dass Gottes Liebe und Hilfe nur dem Tüchtigen gilt und nicht dem Versager, als der ich mich damals fühlte.

Glücklicherweise gibt es ganz bestimmte Menschen, die es gut mit einem meinen. Sie machen mir keine Vorwürfe, belehren mich nicht und lassen mich nicht im Regen stehen. Die stärken mich und machen mir Mut. Und sie helfen mir. Und dank, z.B., einer neuen Masseverbindung fliege ich mit meiner Schwalbe wieder fröhlich durch den Sommer. Und glücklicherweise gibt es Gott, der es gut mit mir meint. Und der mir aufhilft, mir Mut macht und mich stärkt, ganz ohne Vorwürfe und Belehrungen.

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