Die Gedanken von Pfarrerin Annette Fahrendholz (Impuls vom 13.02.) bewirkten, das ich einstimmen möchte in die Fürbitte um Frieden. Mir fiel nämlich ein anderes bemerkenswertes Friedensprojekt ein: Aufgewachsen im Norden der Uckermark unweit der deutsch-polnischen Grenze, habe ich schon als Kind von der Großmutter unzählige Flüchtlingsgeschichten gehört. Für uns Kinder waren sie spannend und wir staunten, wenngleich der traurig-schwermütige Unterton dabei nicht verborgen blieb. Erst später, als Heranwachsende, kam öfter der Gedanke auf, wieviel besser und behüteter als unsere Eltern und Großeltern meine Generation aufwachsen konnte. Trotz Bedrohung durch den Kalten Krieg war Frieden inzwischen und erst recht nach dem Fall der Mauer irgendwie tägliche Normalität, eine Normalität, die man sich nicht ständig vor Augen führte.
Vor geraumer Zeit fand ich jedoch eine sehr eindrucksvolle Erinnerung an die Grauen des Krieges. Durch den Besuch bei Angehörigen in Pasewalk fiel mir beim Durchfahren der Stadt auf Wegen, die ich seit Jahrzehnten kenne, die ich seit Jahrzehnten selbstverständlich benutze, ein „Gebilde“ auf, das ich bis dato nicht kannte. Nun ja, Skulpturen jeder Art verschönern eben zunehmend Parks, Plätze und Stadtbilder, so lautete schnell aus dem Auto heraus meine Vorabeinschätzung. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass dieses Monument wohl primär nicht den verschönernden Aspekt in den Vordergrund stellt, sondern einen mahnenden. Aus Kriegstrümmern, die es so viele Jahre nach dem Krieg immer noch gab, sowohl in Pasewalk als auch in der polnischen Partnerstadt Police, wurde 2009 ein Denkmal geschaffen, der „Pasewalk-Police Phönix“ . (Näheres hier)
Die riesige Kugel steht auf einem symbolträchtigen Grundstück: Vor der NS-Zeit gab es hier eine Gießerei, dessen jüdischer Besitzer von den Nazis ermordet wurde, später war hier eine Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus. Ein Denkmal aus Trümmern, die der Krieg hervorgebracht hat – mich hat das sehr beeindruckt. Könnten das auch Trümmer sein, die mit dem Leben meiner Großmutter und meiner damals minderjährigen Mutter in der Nähe von Stettin zu tun haben? Der Gedanke, diese zerbrechliche, löchrige Kugel sei unser bedrohter Erdball, liegt nahe. Sie stellt aber auch den Neuanfang nach dem Krieg dar, in Anlehnung an die Metapher „Phoenix aus der Asche“.
Bedroht und zerbrechlich wie diese Trümmerkugel ist unsere Erde durch das Wirken von uns Menschen geworden. Auswirkungen unseres hochindustrialisierten, digitalen Zeitalters zählen dazu, aber auch die politischen Konflikte, die zu großen Aufmärschen von Militär, zur Positionierung von todbringenden Waffen führen.
Eine schon Anfang des 16. Jh. von Martin Luther verfasste Bitte ist nach wie vor brandaktuell:
Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.