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von .info

En detail: Monets Garten

Ein Ausflugstipp in der digitalen Kirche vom 19. Januar machte mich neugierig. Es war von einer besonderen Art einer Ausstellung in der Alten Münze in Berlin (Molkenmarkt) die Rede. Es sei eine immersive Show… mit diesen Worten wird die Ausstellung mit dem Titel „Monets Garten“ beworben.

Neugierig fragt man sich natürlich gleich, was denn eine immersive Show sein könnte. Immersion war mir bis dato aus der Mikroskopie bekannt, wo das zu betrachtende Objekt in ein Medium (oft Öl) eingetaucht wird, um die Bildqualität zu verbessern. Und das Eintauchen – hier in eine andere Welt – ist auch bei dieser Ausstellung ein zentrales Thema. Wikipedia hat mich vorher noch wissen lassen, dass heutzutage Immersion auch das Eintauchen in eine virtuelle Realität bedeutet. Ziel ist, diese „künstliche Umgebung“ so zu gestalten, dass der Nutzer meint, er befinde sich „in echt“ also in einer realen Umgebung. Bereits in den 20er Jahren, als Rundfunk- und später Fernsehübertragungen möglich waren, wurde dieser Begriff schon geprägt – man tauchte quasi auf Knopfdruck in eine andere Welt. Mittlerweile können Entwickler von Computerspielen über diese Definition nur müde lächeln, ist doch das komplette Verschmelzen mit der virtuellen Welt angestrebt, in der der Spieler/Nutzer dann auch noch mitmachen darf und soll. Ja, und was hat das alles mit dem impressionistischen Maler Claude Monet zu tun?

Monet (1840 – 1926) ist bekannt durch seine Bilder von Gärten, Seerosen, idyllischen Landschaften und auch schönen Städteansichten in leichten, luftigen getupften Farben – Impressionismus eben. Die Ausstellung am Molkenmarkt in Berlins Mitte versetzt den Besucher durch Multimediatechnik, aufwändige Projektionen und Installationen im Zusammenspiel mit Musik in die Welt des Malers, in das Spiel von Licht und Farben, das er beim Malen vielleicht so empfunden hat. Zunächst wird man ganz konventionell mit Stationen seines Lebens und Schaffens bekannt gemacht. Aber schon hier, im Vorraum der großen Show, kann man erleben, wie einzelne Bilder in bewegliche Lichtpunkte verwandelt werden, wie Seerosen bei verschiedenen Spektralfarben aussehen, wie sich ein Bild daraus zusammensetzt.

Die immersive Multimediaschau in einem runden Saal, also mit einer 360°-Leinwand, ist dann in der Tat sehr beeindruckend. Man steht inmitten einer dynamischen Welt, in der es blüht, in der es schneit und ringsum passieren Dinge aus dem Leben des Malers, entstehen seine Werke. Lebens- und Schaffensperioden werden dargestellt und mit passender Musik unterlegt. Beeindruckend. Nicht ganz gelungen fand ich die Platzierung der Zuschauer. Inmitten der runden Projektion waren Luftmatratzen zum bequemen Lümmeln angeordnet, was vor allem von jungen Leuten und Familien mit kleinen Kindern genutzt wurde. Das Liegen auf einer Luftmatratze garantiert aber meines Erachtens keinen ganz so guten Blick zur umgebenden Leinwand. Die paar Hocker am Rande waren dann auch sehr begehrt. Die restlichen Besucher erlebten die Show stehend, was für sie während der gut 30 Minuten Dauer wiederum zwanglose Bewegung im Saal zuließ.

Vielfältig waren die Installationen allemal: historische Schriftstücke wurden projiziert, der Bau von Atelierhäusern des Malers wurde im Zeitraffer nachempfunden und die farbenprächtigen Gärten geschaffen. Besonders beeindruckend war für mich eine Fahrt mit der Gondel durch die düster-schönen Kanäle Venedigs. Höhepunkt und Abschluss bildete ein Farbenrausch zur Musik von Ravels „Bolero“.

Falls nach diesem schönen Erlebnis ein Besucher mit dem Gedanken an eine kleine Kaffeepause spielt, so wird er arg enttäuscht, denn Pappbecher und spartanische Sitzgelegenheiten dominieren den Ort der Erholung. Dann bleibt man doch lieber noch einmal vor einem impressionistischen Bild aus lauter scheinbar hingetupften Lichtpunkten stehen und kann miterleben, wie diese sich in ihrer Anordnung ändern, je nachdem, wie sich der Betrachter davor bewegt: breitet er die Hände aus und führt sie anschließend wieder zusammen, so werden auch die Farbpunkte auf dem Bild zusammen geschoben oder gedehnt. Die moderne Technik schafft so besondere Erlebnisräume und es gelingt außerdem, auf diese Weise eine enge Beziehung zu Meisterwerken der Malerei herzustellen. Noch bis März kann man sich diese immersive Schau ansehen. Tickets können im Internet unter www.monets-garten.de gebucht werden. Viel Vergnügen!