Der Kirchensoziologe Lämmlin sieht ein Ende der Kanzelpredigt und plädiert hier für einen Austausch auf Augenhöhe.
Seit Jahrzehnten ist es ein Thema in der Predigtlehre über Kommunikation auf Augenhöhe zu sprechen. Bei meinem Vorstellungsgottesdienst im Mai 2019 gab es ebenfalls Redebedarf, weil ich in Basdorf die Kanzel betreten habe. Ich habe sie aber nicht betreten, um von „oben herab“ zu predigen, sondern um Sie alle besser sehen zu können und so eine bessere Beziehung zu den Zuhörer*innen aufbauen zu können.
Um das „von oben herab“ symbolisch auszuschließen, wurde es seit den späten 60ern modern, nicht mehr von der Kanzel zu predigen. Da heutzutage der Beziehung im Kommunikationsgeschehen mehr Bedeutung zugemessen wird, werden die Kanzeln langsam wieder bevölkert. Jede Zeit hat eben ihre eigenen Vorstellungen.
Am Ende spielt es aber keine Rolle, wo die Pfarrperson steht, wenn die Predigt dann inhaltlich von „oben herab“ ist. Daher simuliert eine moderne Predigt in der Regel ein Gespräch, indem sie versucht auf die Lebenswelt der Hörer*innen Bezug zu nehmen. Nach Ernst Lange bedeutet Predigt: Reden mit den Zuhörenden über ihr Leben im Lichte des Evangeliums. Die Predigt einer Einzelperson vor vielen Menschen stößt da natürlich an Grenzen.
Die Forderung nach religiöser Kommunikation als echter Austausch, statt einer Predigt, wäre einen konsequente Entwicklung. Ganz nebenbei nimmt es theologisch ernst, dass wir alle vor Gott gleich sind.
„Die Pfarrperson hätte damit ein Amt wie auch in pädagogischen, psychologischen und sozialen Berufen – zur Ermächtigung der Menschen zu einer freien Selbstgestaltung ihres Lebens.“ (s. https://www.siekd.de/ende-der-kanzelpredigt/)
Ab und zu haben wir die Form des Gesprächs als Predigt schon ausprobiert – immer mit begeisternder Zustimmung, wie sie hier von Frau Gruska und im nächsten Gemeindebrief (06-08/22) von Herrn Oberhof, mit Bezug auf den Ostermontag, nachlesen können.