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Erfahrungsbericht nach 1000km Lastenfahrrad

„Das Lastenfahrrad ist eine Fehlkonstruktion“ sagte einmal eine Person zu mir und gab mir das Fahrrad nach einer dreitägigen Leihe zurück. Es sei zu wackelig, zu gefährlich und solle nur 2 Räder haben, wie ein richtiges Fahrrad.

Um es kurz zu machen: Christiania Bikes produziert seit rund 40 Jahren rund 5000 Räder im Jahr – ich denke eine Fehlkonstruktion hätte nicht so langfristigen Erfolg.

Als ich davon erfuhr, dass das Land Brandenburg Lastenfahrräder, die man der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung stellt, mit 80% subventioniert, war mir durch mein Studium in Kopenhagen sofort klar, es muss ein Christiania Bike sein. Dass es sinnvoll war, auf eine bewährte Marke zu setzen, zeigte kürzlich der Fall Babboe.

Und ja, es ist ungewöhnlich ein 3 rädriges Fahrrad zu fahren, wenn man viele Jahre „normale“ Fahrräder gewöhnt ist. Hier liegt vielleicht mein einziger Kritikpunkt: Die Fahrzeuge müssten nicht LastenFahrrad heißen, denn das hebt die Erwartung, dass es sich genauso fährt, wie ein 2-rädriges Fahrrad. Doch 3-Rädrige Fahrzeuge sind anders und man muss das auch ein Bisschen neu lernen. Jede Person, die einem Kind, Enkel oder Geflüchteten Fahrradfahren beigebracht hat, kann sich daran erinnern, wie mühsam es ist, ein neues Fahrzeug fahren zu lernen. Mit dem Lastenfahrrad ist das nicht anders. Der Kasten vorne (und damit auch der Lenker) liegt beispielsweise bei einer Einfahrt schräg während man selbst noch grade sitzt und dann ist der Kasten grade, während man selbst schief sitzt. Das ist merkwürdig.

Und dank des Akku betriebenen Motors verliert man auch schnell das Gefühl für Geschwindigkeit. Das Lastenfahrrad fährt Batterieunterstützt bis zu 25 km/h und man merkt es kaum. Hier ist eine wirkliche Gefahr. Bei Schrägen, großen Huckeln (wie Wurzeln) oder Kurven kann das Fahrrad umkippen, wenn man zu schnell fährt. Das muss man wissen und ggf. den Tacho vor Kurven im Blick behalten, damit man wirklich unter 10 km/h in eine Kurve fährt.

Dank des starken Motors kann man schnell wieder beschleunigen. Unterm Strich bin ich mit dem Lastenfahrrad in Wandlitz genauso schnell unterwegs, wie mit einem normalen Fahrrad, da ich mit einem normalen Fahrrad schneller um Kurven komme.

Das Lastenfahrrad gewinnt auf Radwegen neben Landstraßen, wenn es konstant 25 km/h (auch bergauf) fahren kann. Mit der vollen Motorenunterstützung kann man dann ca 50 km weit fahren. Wer die Motorenunterstützung reduziert, kommt wesentlich weiter. Die Evangelische Jugend des Barnim, die mit dem Fahrrad in Hamburg war, hat mit einer Batterieladung ca. 80km geschafft.

Nun aber zu dem Entscheidenden: die Lasten in den Kasten können 150kg geladen werden. Das Fahrrad darf eine Gesamtzuladung inkl. Fahrer*in von 250kg nicht überschreiten. Damit bekommt man eine Menge weg. Den Wocheneinkauf für eine Familie, alle Technik für einen Outdoor-Gottesdienst oder das angesammelte Leergut. Natürlich können auch 2 Kinder oder 1 Erwachsener vorne Platz nehmen. Es gibt einen 2-Punkt Anschnallgurt oder 2 3-Punkt Anschnallgurte.

Bei Regen gibt es für vorne eine Plane – die Ladung bleibt dann trocken und die Holzkiste wird geschont. Wer das Lastenfahrrad fährt, muss sich dem Wetter entsprechend kleiden. Im Winter hat das Lastenfahrrad auch den Vorteil eines E-Bikes – man kommt umverschwitzt an seinem Ziel an.

Das eigene Auto oder der Gemeindebus muss daher viel seltener benutzt werden. Über den Sinn von vielen E-Bikes als Reduzierung von Benzinverbrauch hatte ich schonmal geschrieben. Das Lastenfahrrad hat jetzt mit den 1000km eine Tankfüllung des Gemeindebusses eingespart. Wenn es 10.000km gefahren ist, hat es die Investitionskosten der Kirchengemeinde wieder eingefahren. Die Wartung an den Fahrzeugen und Strom nicht mitgerechnet.

Das Lastendfahrrad kann kostenlos im Pfarramt Basdorf ausgeliehen werden. Schreiben Sie einfach eine E-Mail. Besser ist es, nicht zu kurzfristig anzufragen. Wenn Sie überlegen sich auch eines zu kaufen, empfehle ich das Ausprobieren sehr.

Ich kann das Fahrrad inzwischen sehr sicher fahren und habe viel Freude es zu nutzen. Im Zweifelsfall ersetzt es aber bei mir wirklich das Auto und nicht das muskelbetriebene Fahrrad. Und ich fahre auf jedem Fahrrad immer mit Fahrradhelm.

Zum Schluss noch das Video, wie das Lastenfahrrad die 1000km erreicht. Ich fuhr zur Kita Pusteblume um ein Dankeschön für die Unterstützung beim Tauffest abzugeben und bin kurz vorher an der katholischen Kirche und am Repaircafé vorbei gefahren:

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