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Gespenster und Hexen in der Wandlitzer Kirche

Orgelmusik, nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch klassische Stücke berühmter Komponisten, meisterlich dargeboten von hervorragenden Künstlern – das ist mittlerweile charakteristisch für die beliebte Konzertreihe „Musik in der Wandlitzer Dorfkirche“. Und nun ist im folgenden Bericht über das letzte Konzert gleich zu Beginn die Rede von Hexen und Gespenstern? Ja, sie waren schon mit den Worten „Ich bin das Nachtgespenst“, für das Konzert am 27. August angekündigt. Jan Michael Horstmann, Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie und kein Unbekannter in Wandlitz, zeigte an diesem Abend eine weitere Facette seines Könnens. Neben seinem vielseitigen Können als Dirigent, Pianist und auch als Regisseur war er diesmal als Chansonier bei uns zu Gast.

Mit dem bekannten wie charmanten Lied „Du hast Glück bei den Frau´n bel ami“ eröffnete er den Abend und hatte im Handumdrehen die Sympathien der Zuhörer auf seiner Seite, denn man war fast geneigt mitzusummen, zumindest die Fußspitzen wippten. Seine Liebe zum Chanson, insbesondere zu den jüdischen Sängern und Dichtern wie Georg Kreisler brachte er auf kabarettistische Weise gekonnt zum Ausdruck. Doch nicht nur die musikalischen Darbietungen begeisterten, sondern auch die witzige Moderation. So ganz nebenbei floss der eine oder andere Witz ein und ließ das Publikum schmunzeln; etwa wenn ein Rabbi sich grämt, weil sein Sohn zum Christentum übergetreten sei und Gott ihn tröstet und sagt, auch ihm ergehe es so mit seinem Sohn. Und auf die Frage, was denn da zu machen sei, sagt der Rabbi zu Gott, schreibe doch ein Neues Testament …

Zu Beginn des Abends stand die Liebe im Vordergrund und mit teils schwarzem Humor wurden die Höhen und Tiefen der Anziehungskraft zwischen den Menschen besungen. Mich begeisterten die Chansons von Jacques Brel. Sie wurden in atemberaubender Geschwindigkeit gesungen, natürlich in Französisch. Erinnerungen an meine Schulzeit wurden wach, als unser Französischlehrer uns den Klang und die Melodie dieser Sprache näher bringen wollte und eben Chansons von Jacques Brel, Charles Aznavour und Edith Piaf erklangen.

In den Texten fast aller Chansons steckten Ironie und sarkastische Anspielungen – kein Wunder, dass dann auch die Politiker aufs Korn genommen wurden. Da Jan Michael Horstmann auch im Bühnenfach zu Hause ist, war es nur folgerichtig, dass im dritten Teil des Abends das Kulturleben und Schauspieler mit ihren Eitelkeiten besungen und besprochen wurden, hervorragend dargeboten das Chanson über den Musikkritiker. Und da ich kein Musikkritiker einer renommierten Zeitung bin und alles stets als laut und unzumutbar empfinde, so wie im Chanson beschrieben, möchte ich lieber  als begeisterter Zuhörer meinen Bericht über diesen gelungenen Abend beenden. Zwar war die Kirche mit 35 Zuhörern wegen paralleler Veranstaltungen nicht übermäßig gefüllt, aber ich denke, dass keiner der Anwesenden enttäuscht nach Hause ging. Im Gegenteil, man möchte  ausrufen “Mehr davon“