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von .info

I´m dreaming of a white christmas

Zu Christi Geburt lag in Bethlehem wahrscheinlich kein Schnee und die Welt war nicht weiß überpudert. Da taucht zwangsläufig die Frage auf, warum bei uns die Vorstellung einer tief verschneiten Winterwelt  so unmittelbar zur Festtagsstimmung gehört du so oft gewünscht wird. Wieso verbinden so viele Leute die Weihnachtszeit, insbesondere die Christnacht mit viel Schnee, Frost, Raureif oder sogar Eisblumen?

Diese Frage wird schwer zu beantworten sein. Möglicherweise hat die Begeisterung für eine weiße Winterlandschaft damit zu tun, dass bei uns die natürliche Umgebung im Dezember kahl, manchmal sogar schmuddelig und wenig geschmückt ist. Durch Schnee und Eis verwandelt sie sich und  zauberhafte Eindrücke entstehen.  Das Leben in der Natur ruht im Winter zum großen Teil. Auch das mag im Laufe der Jahrhunderte zur „Weihnachtsstimmung“ beigetragen haben: Die Menschen hatten nach den arbeitsreichen Perioden des Jahres endlich einmal Zeit, mit etwas Muße durch die Welt zu gehen. Und genau das geschah in unseren Breiten in der Vergangenheit eben häufig bei Frost und Schnee. Aber auch unter diesen Bedingungen herrschten nicht nur idyllische Zustände. Die Weihnachtserzählung „Bergkristall“ von Adalbert Stifter ist dafür ein passendes Beispiel. Dennoch: die Begeisterung für „Weiße Weihnacht – White Christmas “ ist ungebrochen. Das von Irving Berlin komponierte Weihnachtslied von 1947, damals gesungen von Bing Crosby, erfreut sich nicht nur in Amerika großer Beliebtheit (gilt sogar als die meistverkaufte Single aller Zeiten), sondern gehört auch bei uns zum festen Repertoire.

Zum kalendarischen Winteranfang am 21.12. möchte ich mit ein paar Bildern die Schönheit der frostigen, weißen Welt aufzeigen. Dabei darf natürlich Christian Morgenstern mit seinem Gedicht „Der See hat eine Haut bekommen ..“ nicht fehlen. 2009 gab es auf dem Liepnitzseee tatsächlich eine Haut, auf der man gehen konnte… wie hier zu sehen ist

 

Der See hat eine Haut bekommen,

so daß man fast drauf gehen kann,

und kommt ein großer Fisch geschwommen,

so stößt er mit der Nase an.

 

Und nimmst du einen Kieselstein

und wirfst ihn drauf, so macht es klirr

und titscher – titscher – titscher – dirr …

Heißa, du lustiger Kieselstein!

Er zwitschert wie ein Vögelein

und tut als wie ein Schwälblein fliegen –

doch endlich bleibt mein Kieselstein

ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.

 

Da kommen die Fische haufenweis

und schaun durch das klare Fenster von Eis

und denken, der Stein wär etwas zum Essen;

doch sosehr sie die Nase ans Eis auch pressen,

das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,

sie machen sich nur die Nasen kalt.

 

Aber bald, aber bald

werden wir selbst auf eignen Sohlen

hinausgehn können und den Stein wieder holen.

 

Ich wünsche allen, dass die Flocken wirbeln und vielleicht einen Weihnachtsspaziergang bei strahlendem Winterwetter ermöglichen.

Sybille Gruska