Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Wir feiern den Geburtstag der Kirche. Gottes Geist hat sich bei uns eingeladen: und das ist für uns mindestens einen gemeinsamen Gesang wert.
Es ist der schöne alte Pfingstchoral „Schmückt das Fest mit Maien“ (EG 135), den wir neben anderen vertrauten Liedern am Pfingstmontag zur Einweihung des neuen Gemeindehauses in Zühlsdorf gesungen hätten und den Sie hier nachhören können. Der Text stammt von Benjamin Schmolck aus dem Jahr 1715. Neben und mit seiner Tätigkeit als Geistlicher im niederschlesischen Schweidnitz war Schmolck ein außerordentlich produktiver Liederdichter. Er verfasste über 1.100 Lieder und geistliche Gedichte.
„Schmückt das Fest mit Maien, lasset Blumen streuen, zündet Opfer an …“ – so beginnt die erste Strophe. Was sind Maien und was heißt es, mit ihnen ein Fest zu schmücken? Vielerorts kennt man noch einen alten Brauch:
das sogenannte Maiensetzen. Maien sind junge Birken oder Birkenzweige, wenn sie im Frühjahr Blätter treiben und noch ganz zart grün sind. Solche Birkenzweige werden zu Pfingsten an Haustüren und Häuser gebunden. Diese Traditionen entspringen alten Frühlingsbräuchen. Die Birke ist in unseren Breiten einer der Bäume, die früh aus der Winterstarre zu neuem Leben erwachen. Daher waren die jungen Birken ein Symbol für Leben, für Kraft und als Inbegriff des Frühlings für Fröhlichkeit und Lebenslust.
Am Pfingstfest werden auch viele unserer Kirchen traditionell mit Maien geschmückt.
Die Maien, die Blumen und das neue Leben, das erwacht, sind für den Liederdichter Benjamin Schmolck Bilder für den lebendigen und lebensschaffenden Geist Gottes. Geschmückt wird mit Maien und mit Blumen, um ihn freudig und festlich zu empfangen. Zudem liegt diesem Lied ein Wort aus dem 118. Psalm zugrunde: „Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein. Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet. Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars! “ (Ps 118, 24.27). Auch dieser Psalm erzählt von einem fröhlichen Fest, einem Opferfest. Gott wird gefeiert als der, der da ist und der uns mit seiner Gegenwart hilfreich zur Seite steht.
Mit den weiteren Strophen wird das Lied wie so viele Pfingstlieder zu einer Bitte um den Geist Gottes. Wir beten singend, dass er uns tröstet, uns hilft, uns segnet, uns Gottes Liebe spüren lässt und dass er Frieden bringt. Benjamin Schmolck stimmt mit seinem Lied nicht nur unbeschwerte Töne an. Da ist auch von Kummer die Rede und von dem Toben der Feinde. Am Ende seiner Lieder richtet Schmolck seinen Blick oft in die Ewigkeit. Er findet dabei ähnlich wie Paul Gerhardt, der große Liederdichter des 17. Jahrhunderts, sehr berührende und trostreiche Worte, die uns heute fast abhandengekommen zu sein scheinen. Dieser Blick in die Ewigkeit wird getragen von der Hoffnung, dass da noch etwas ist, das über unser Leben hier hinausweist. Und so wandelt sich das Bild von den Maien am Ende noch einmal in ein Bild vom ewigen Leben. Der Liederdichter schlägt mit der letzten Strophe eine Brücke dorthin: „Himmelsmaien“, die uns auf ewig erfreuen werden. Um ihretwillen ist es so wichtig, unsere Kirchen mit Maien zu schmücken, Blumen zu streuen, Opfer anzuzünden. Denn der Gottesdienst hier kündet nicht nur von der Gegenwart Gottes, sondern er ist auch Vorausblick auf das ewige Leben: Was wir hier nur erahnen können, das wird Gott dereinst alles in allem sein. Der Himmel über unserer Kirche ist offen und wir gehören Gottes Zukunft schon an. Bei aller noch so gerechtfertigter Konzentration auf das Hier und Jetzt mögen uns die Worte der letzten Liedstrophe immer im Sinn sein:
Lass uns hier indessen, nimmermehr vergessen, dass wir Gott verwandt; dem lass uns stets dienen und im Guten grünen als ein fruchtbar Land, bis wir dort, du werter Hort, bei den grünen Himmelsmaien ewig uns erfreuen.
Aber lesen und singen Sie doch selbst einmal alle Strophen zur Begleitung der Orgel. Am Ende, also in der 7. Strophe gibt es noch eine kleine Überraschung.
Bleiben Sie behütet und gesund!
Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen im Namen des Ökumenischen Kirchenchores Basdorf
Ihr Stefan Händel
Anmerkung: Die Musikaufnahme entstand am Pfingstmontag 2020 an der berühmten Sonnenorgel der Peterskirche im niederschlesischen Görlitz. Anregung zum Text gaben ein Beitrag aus „Kirche im WDR“ sowie eine Predigt von Prof. Dr. Martin Hailer, Heidelberg