Hier gibt es einen Artikel von der Süddeutschen Zeitung zum Thema „Singen im Gottesdienst“ Die Überschrift ist natürlich sehr provokativ gewählt, aber der Artikel blickt differenziert auf verschiedene christliche Glaubensrichtungen und begründet auch gut, weshalb der Verzicht auf Gemeindegesang schwierig ist: „weil der reiche Liederschatz, der sich über Jahrhunderte angehäuft hat, kein schmückendes Beiwerk des sonntäglichen Ritus ist, er gehört vielmehr zum Kern der Liturgie und des Festkalenders, so wie Musik und Religion überhaupt eng zusammengehören.“ Der Artikel erinnert daran, dass die Reformation zu einer Demokratisierung des Gottesdienstes geführt habe, indem alle Teilnehmenden an dem Gottesdienst aktiv mitwirken.
Das ist genau der Aspekt, der mich in der aktuellen Situation am Meisten stört. Ein Gottesdienst, den ich alleine – ohne auch nur eine zweite Person – in der Kirche feiere, ist eben kein Gottesdienst. Für die Gemeinschaft mit Gott ist die Gemeinschaft von Menschen sehr wichtig. Und der Gesang nimmt dabei noch eine besondere Rolle ein, weil Singen mehr ist, als die Summe der Instrumente und Stimmen, singen weist darüber hinaus und wird damit zum Symbol für eine Gemeinschaft in der Gottes Gegenwart erfahrbar wird: „nur mit musikalischer Beteiligung stellt sich bei den meisten Gläubigen jenes Gefühl ein, das Religionswissenschaftler ‚ozeanisch‘ nennen“
Zurzeit bleibt nichts übrig, als im Rahmen der Hygienemaßnahmen das Miteinander zu ermöglichen, welches verantwortbar erscheint. Mitsummen, mitbeten und mitdenken bleibt aber in jedem Fall auch ein Mitmachen. Deswegen wird es natürlich keine lateinischen Gottesdienste geben.
Wenn Ihnen nun nach dem Singen des abfotografierten Liedes ist, können Sie das ja zu Hause aus vollem Herzen tun. Die Musikalische Begleitung vom Kantate-Sonntag kann weiterhin angehört werden. (Kantate ist lateinisch und bedeutet Singet!)