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Verschwörungstheorien – was tun?

Ob am Gartenzaun, in Whatsappgruppen oder im Supermarkt: Der Umgang mit Verschwörungstheorien ist immer schwierig – zur Zeit können falsche Annahmen aber auch gefährlich werden – daher widmet sich dieser Beitrag dem Thema.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Verschwörungstheorien umzugehen. Das allerwichtigste ist, sie nicht anzunehmen und schon das scheint manchmal schwierig, wenn mehrere Personen aus dem eigenen Umfeld einen von der Relevanz solcher Falschnachrichten überzeugen wollen.

Wenn es uns hoffentlich gelingt Distanz zu wahren, kann ein Umgang damit ‚Ignoranz‘ sein. Eine Diskussion kann schnell ins Leere führen, weil Argumente als gelogen oder unseriös abgetan werden. Ignoranz entzieht der Person, die die Verschwörungstheorie verbreitet, die Aufmerksamkeit und damit den Wert der Nachricht. Auf der anderen Seite wird Schweigen manchmal als Zustimmung gewertet, was das Verbreiten solcher Theorien bestärken kann.

Ein mir sehr willkommener Weg mit Verschwörungstheorien umzugehen ist Humor. Mit Bezug auf den Corona-Lockdown gab es zum Beispiel den Hinweis, alles sei nur inszeniert, damit die Regierung heimlich bei allen Tauben die Batterien wechseln kann.
Die Zuspitzung einer Verschwörungstheorie kann eine Situation auflockern oder Argumente ad absurdum führen. Ein Gegenüber fühlt sich aber vielleicht verärgert oder versteht den Humor nicht.

Eine dritte Möglichkeit des Umgangs mit falschen Nachrichten ist „Hopespeech“, die  Hoffnungsrede. Es ist  eine Methode, um „Hatespeech“ – Hassrede und Fakenews entgegenzuwirken. Es ist aber ein komplexer und langfristiger Weg, der beinhaltet, auf die positiven Aspekte des Lebens zu blicken und den Blick von all den negativen Gedanken, Verfolgungswahn und Verschwörungstheorien weg zu lenken.

Ein weiterer und sehr wichtiger Weg ist die „Gegenrede“. Es bedeutet, sich die Zeit für Menschen mit Verschwörungstheorien zu nehmen und Ihnen Argumente entgegen zu bringen. Da nicht unendlich viel Verschwörungstheorien existieren, können Sie sich auch gut auf diese Gespräche vorbereiten. (Die WHO antwortet z.B. hier in Englisch auf gängige Falschmeldungen) Ganz nebenbei hilft es, sich der eigenen Position zu vergewissern.
Radikal hat damit René Descartes begonnen. Er hat alle Existenz in Zweifel gezogen und festgestellt, dass er sich in einem langen Traum befinden könnte. Das einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass er selbst existiert, weil er ja denken kann. „Cogito ergo sum – ich denke also bin ich“ .
So weit muss man nicht zurück gehen, ob sich einer gewissen Realität zu nähern, auf die wir uns miteinander verständigen können. Wer wirklich sehr skeptisch gegenüber der Berichterstattung ist, sollte sich auf wissenschaftliche Forschung berufen. Wissenschaftliches Arbeiten muss immer nachvollziehbar sein. Welche Daten, welche Quellen, welche Erhebungen haben zu einer Schlussfolgerung geführt? Mir persönlich sind Forschungsarbeiten im Bereich der Epidemiologie und der Virologie oft zu komplex, oder mir fehlt die Zeit mich in sie hineinzuarbeiten. Medien, die Wissenschaftler*innen  zu Wort kommen lassen oder gut und ausführlich zitieren, schenke ich vertrauen. Drosten ordnet z.B. wöchentlich in seinem Podcast „Coronavirus-Update“ aktuelle Entwicklungen der Pandemie ein. Dass er immer wieder auch seine Einschätzung korrigiert oder die Grenzen seines Wissens anmerkt macht ihn eher glaubwürdiger, denn beim wissenschaftlichen Arbeiten sollte es nicht darum gehen recht zu haben, sondern richtig zu liegen. Neue Daten und Erkenntnisse können immer wieder zu neuen Schlussfolgerungen führen. Zum Beispiel wurde am Anfang der Pandemie die Notwendigkeit des Maskentragen hinterfragt, während Masken inzwischen in bestimmten Situationen verpflichtend sind.
Dem gegenüber verbieten sich Whatsapp-Gruppen und Einzelerfahrungen als Quellenangabe für eine seriöse Diskussion. Milde Krankheitsverläufe im Einzelfall spiegeln noch keine Handlungsempfehlung für eine Pandemie wieder.
Eine amerikanische Studie konnte erstmals empirisch die Wirksamkeit von Gegenrede im Internet nachweisen (wie es hier auf netzpolitik.org beschrieben wird): In der Rechten Szene wurde die Gruppe „Reconquista Germanica“ gegründet, um gezielt Hass zu verbreiten oder Diskursverschiebungskampagnen zu starten. Durch die von Jan Böhmermann gegründete Gegenbewegung „Reconqusista Internet“ konnte die Wirksamkeit von Gegenrede erstmals nachgewiesen werden.
Natürlich spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle: wie ist die Beziehung zwischen zwei diskutierenden Personen, wie offen bleiben beide Seiten für Argumente, vielleicht hilft es auch, wenn mehrere Personen sich zusammen in der Argumentation stützen.

Am Ende kann es dennoch passieren, dass man eine Person „verliert“, die in diese Verschwörungstheorien hineinrutscht.
Es zeigt sich aber, dass Sie solchen Verschwörungstheorien nicht hilflos ausgeliefert sind.