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Zwischen Trauer und Zuversicht: Leben im Licht der Ewigkeit

Zum Ende des Kirchenjahres rückt ein neuer Himmel, eine neue Erde in den Blickpunkt. Alles wird friedlich und gerecht?? Ich sehe schon zynisch-abwinkende Gesten und höre die Bemerkung „wer glaubt schon an derartige Utopien?“ – und diese Zweifel entstammen ja keiner weltfremden Realitätssicht.

Wann herrscht endlich der prophezeite Frieden oder sind Wege dahin sichtbar?Vielleicht kann aber diese Zukunftsvision einer besseren Welt auch uns Menschen der Gegenwart verändern, uns ermuntern, sich hier und heute im Alltag zu engagieren, für diese bessere Welt etwas zu tun. Zwar ist der Ewigkeitssonntag primär dem Andenken an die Verstorbenen gewidmet. Aber neben diesem Totengedenken und der Trauer wird auch zu einem bewussteren Umgang mit der Lebenszeit ermutigt. Trost und Zuversicht sprechen für mich aus dem Lied im EG Nr. 153, „Der Himmel, der ist….“, geschrieben und vertont zu einer Zeit, die nicht Jahrhunderte zurück liegt.  Eine Zeit also, in der unsere Erinnerung an die Verstorbenen nicht abstrakt aus Büchern und Schriften abzuleiten ist, sondern für jeden sehr konkret sein kann und auch konkrete Schlussfolgerungen für die eigene Lebenszeit, für unser Beisammensein zulässt.  So ist die Güte, die mein Vater zeitlebens ausstrahlte, für mich Vorbild, Motiv und Leitbild. Ich versuche, dies im Alltag für mich ähnlich zu realisieren. 

Auch beim morgigen Gesprächsfrühstück (am 19. 11. um 9 Uhr und bei anschließender Andacht zum Buß- und Bettag)werden Trauer und Tod  ein Thema sein. Jeder hat dazu eine eigene Position, die natürlich nicht dargelegt werden muss. Aber mitunter hilft auch ein Gespräch über Verstorbene, über Leid und Trauer, um mit der eigenen Unsicherheit, mit Zweifeln oder Fragen zu diesem Komplex besser umzugehen. Aus der Gemeinde kam dazu folgender Beitrag:

Jetzt im November – besonders am Ewigkeitssonntag – denke ich an liebe Menschen, Freunde und ehemalige Kollegen, die verstorben sind. Wie jedes Jahr werde ich in Erinnerung an sie in der Kirche  eine Kerze anzünden. Besonders denke ich dabei an meine Sportfreundin Lisa, obwohl wir zu ihren Lebzeiten kein ganz enges Verhältnis zueinander hatten. Doch als sie unheilbar an Krebs erkrankte, bat sie mich um einen Besuch. Bald darauf kam sie in ein Hospiz, und ich besuchte sie dort mehrmals. Sie bat mich, für sie zu beten. Sie verstarb dann. An ihrem Grab bat ich ihre Tochter, nach dem Redner  für sie ein Gebet sprechen zu dürfen. Nach langem Zögern sagte die Tochter zu. Ich betete mit den  mir vormals von einem Pfarrer empfohlenen Worten: 

Allmächtiger, barmherziger Gott, nimm Lisa H…. in deine Welt der Liebe und des Lichtes. Tröste alle, die um sie trauern. Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

Anschließend nannten meine anwesenden Freundinnen, die alle keine Christen sind, „das war das Beste an der ganzen Beisetzung“. Ich dankte Gott für diese Gelegenheit, meinen Glauben zu bekennen. Ich werde auch in diesem Jahr in der Kirche für meine Freundin eine Kerze anzünden.

 Elisabeth Reichardt

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