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Laternenkinder nah und fern

 

Ich möchte meinen Bericht über das Martinsfest in Basdorf etwas ungewöhnlich beginnen, nämlich mit einem Ausflugstipp – auch wenn es derzeit wegen der Corona-Situation nicht angeraten ist, sich häufig im öffentlichen Raum und inmitten größerer Menschenansammlungen aufzuhalten. Aber es handelt sich um „Laternenkinder“ und die passen ganz einfach zum Thema.

Bereits im Frühherbst wurde ich aufmerksam auf das Kunstmuseum in Schwaan, knapp 20 km von Güstrow entfernt auf dem Weg nach Rostock https://www.kunstmuseum-schwaan.de/. Dort wurde eine Ausstellung angekündigt, die mich sofort interessierte: Maler der Moderne aus der ehemaligen Künstlerkolonie in Schwaan. Zunächst kann man dort im Kunstmuseum der Kleinstadt in der ehemaligen Wassermühle die Rekonstruktion des Mahlwerks besichtigen und viel Interessantes über das alte Handwerk des Müllers erfahren. Ich hatte z.B. zuvor nie von einem „Schneckentrieur“ gehört (auch Wendelrutsche genannt) – ein spiraltrichterartiges Gerät, mit dem Körner gleicher Größe, aber unterschiedlicher Oberflächenstruktur ohne großen Aufwand getrennt werden können. Das findet Anwendung, wenn das Getreide z.B. von Unkrautsamen gleicher Größe gereinigt werden soll und Siebe eben nicht weiterhelfen.

In den anderen Räumen der historischen Mühle befinden sich die Ausstellungen zur Geschichte der Schwaaner Künstlerkolonie, die auch das Worpswede Mecklenburgs genannt wird. Mecklenburger Landschaften, nahezu idyllisch manchmal, Grafiken und Porträts lassen recht schnell an „die gute alte Zeit“ in dörflicher Umgebung denken und wirken gemütlich.

 

Besonders beeindruckten mich jedoch die Bilder der sogenannten „Laternenkinder“ von Rudolf Bartels. Mehrere Bilder zeigen Kinder beim Laternenumzug in ausgeprägter Hell-Dunkel-Malerei und verbreiten eine ganz eigene Atmosphäre. Man glaubt förmlich, dabei zu sein, wenn die Kinder staunend, strahlend mit ihren Laternen durch die Dunkelheit laufen. Und auch außerhalb des Museums gibt es im zugehörigen Skulpturenpark Laternenkinder.

 

Dazu der schöne Spruch:  Laternenkinder

    Kinder tragen das Licht

    In sich

    Und vor sich her

    Bringen es zu mir

    Zu dir

    Erhellen die Dunkelheit

 

An diese Laternenkinder wurde ich  bei unserem diesjährigen Martinsfest erinnert.

Wegen der Corona-Pandemie war nur eine Veranstaltung im Freien möglich. Entsprechend der Einladung fanden sich erstaunlich viele Kinder mit ihren Eltern vor dem Basdorfer Friedhof ein.

 

Nachdem die Prozedur der Registrierung aller Teilnehmer absolviert war, formierte sich ein Laternenzug in Richtung Kirche, der sogar musikalisch begleitet wurde, denn unser Pfarrer Herr Ludewig zog den Bollerwagen mit dem großen Lautsprecher.

Auf dem Kirchengelände wurde der Zug bereits erwartet. Die Flammen in den Feuertonnen verbreiteten ein sehr angenehmes Licht und eine Überraschung war für die Laternenkinder vorbereitet. Die Geschichte von Martin, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt, wurde – für alle gut sichtbar – als Schattenspiel an der Kirchenwand vorgeführt.

Pfarrer Ludewig und unsere Gemeindepädagogin Frau Oehme hatten diese Idee, und sie wurde  sehr schön umgesetzt. Bei der Erzählung mit passenden Schattenbildern waren Bildgröße und Lautstärke optimal. Diese Aktion gab dem Martinsfest eine besondere Note und war, meiner Meinung nach, für die angespannte Situation bezüglich Corona genau richtig.

Im Anschluss gab es statt der sonst üblichen Martinshörnchen, die sonst alle Kinder miteinander teilen, diesmal ein knuspriges Bäckerbrötchen für jedes Laternenkind. Dank des Kreuzes auf der Oberseite war es leicht, auch dieses Brötchen zu teilen, aber nur im Familienkreis!! So wurde im Sinne des Kreuzes mit Hilfe des Kreuzes geteilt – welch schöne Metapher.

Wir danken allen Helfern und Aktiven und dem „Backwarium“ aus Schönwalde, die sich engagiert haben, um die etwa 140 Teilnehmer zu versorgen und es ermöglichten, dass die Laternenkinder ihre mitunter selbst gebastelten Laternen rund um die Kirche zum Leuchten bringen und die Geschichte vom Heiligen Martin hören konnten. Ebenso geht ein Dank an alle, die für die Restauration unserer Basdorfer Orgel gespendet haben.

Und schon jetzt bin ich gespannt, welch originelle Idee im nächsten Jahr unser Martinsfest bestimmen wird.