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Mit dem Partner in den Frühling …

… das kann sich sehr idyllisch anhören. Gedanken an Vogelgezwitscher, Anemonen und Sonnenschein drängen sich auf. Und genau das war auch unsere Vorstellung, als wir planten, Herrn Reichardt aus der Wandlitzer Gemeinde einmal bei seiner ehrenamtlichen Arbeit beim NABU über die Schulter zu schauen bzw. ihn zu unterstützen. Er ist einer der 12 ehrenamtlichen Betreuer eines Krötenzauns am Obersee.

Auf ihrer alljährlichen Wanderung vom Winterquartier in die Laichgewässer und auch wieder zurück ins Sommerhabitat sind Erdkröten (Bufo bufo) vielen Gefahren ausgesetzt, die ihren Bestand gefährden. So sterben z.B. viele beim Überqueren stark befahrener Straßen. Um dies zu vermeiden (sie gelten nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt), werden die Tiere an Krötenfangzäunen von den Menschen eingesammelt, über die Straße gebracht und in ein Gewässer gesetzt. Dort halten sie sich ca. 2 Wochen auf um zu laichen, also ihre langen, perlschnurartigen Eier abzusondern. Diese werden im Wasser von den Männchen befruchtet und in einigen weiteren Wochen wachsen dann Kaulquappen heran. Bei Erdkröten ist es so, dass die Männchen deutlich kleiner als die Weibchen sind. Für die Krötendamen hat es die Natur nun so eingerichtet, dass sie ihren Partner zur Laichzeit quasi stets bei sich haben. Sie tragen ihn nämlich auf dem Rücken ins Laichgewässer. Es ist also für „Herrn Kröterich“ ein recht bequemer Weg zur Vermehrung, so huckepack in den Frühling getragen zu werden.

Wir hoffen sehr, dass alle Krötenmännchen an dem Tag unserer Exkursion mehr Frühlingsgefühle verspürten als wir. Es war bei 5°C, Regen und Wind für uns Menschen alles andere als idyllisch.

 

 

Dennoch: Die Kröten mussten gerettet werden. Der gut 30 cm hohe Zaun stellt für die Tiere ein Hindernis dar, welches sie versuchen zu umgehen. Dabei fallen sie entlang der straßenabgewandten Seite in Plastikeimer, die dicht am Zaun in die Erde eingelassen wurden. Ein feuchter Schwamm garantiert für trockene, warme Tage die benötigte Feuchtigkeit. Ein schräges Stöckchen ermöglicht anderen Tieren, die in diese Falle getappt sind, herauszukommen. 28 Eimer entlang der Straße zwischen Lanke und Ützdorf müssen täglich kontrolliert und geleert werden.

 

 

Wir sammelten in ca. einstündiger Arbeit 131 Tiere (96 Weibchen und 35 Männchen) ein und brachten sie in den Obersee. Zu Beginn des Zaunes kann man sich informieren, dass 2019 ca. 1600 Kröten und 2020 ca. 2100 Exemplare während der Laichsaison, sie dauert etwa von Mitte März bis Ende April, gerettet werden konnten. Diese Zahlen sind keine Schätzungen, sondern werden sorgfältig anhand täglicher Protokolle erhoben.

Pro Tag und Eimer wird die Zahl der männlichen und weiblichen Erdkröten sowie anderer Amphibien erfasst. Als die Eimer dann im See entleert wurden, machten sich die Kröten im Doppelpack und auch die einzelnen Tiere sofort auf und davon, und schwammen ohne Dank für den behüteten Transport über die gefährliche Straße davon. Diesen Dank sprechen dann wir Herrn Reichardt für seine Arbeit aus!

 

 

Denken Sie, liebe Leserinnen und Leser, nun nicht: „ Erdkröten – iiiiih, glitschig, warzig und feucht!“ Nacktschnecken, die wohl niemand so gern im Garten hat, stehen bei den Erdkröten bevorzugt auf dem Speiseplan, neben Insekten und Regenwürmern. Sie sind also nützlich. Erwähnt werden muss aber auch, dass die Sekrete der Kröten Gifte (Bufotenin) enthalten, die beim Menschen Hautreizungen hervorrufen (also Handschuhe tragen) und für Hunde nicht ganz ungefährlich sind.

Der Umweltklub Wandlitz wird in dem Projekt kids for future am 22. April die Kinder der Kita Lanke in die Krötenrettung einbeziehen. So soll schon zeitig die Aufmerksamkeit und Sensibilität der Jüngsten auch für unscheinbare Lebewesen und ihre Bedeutung im Ökosystem geweckt werden. Weiterhin viel Erfolg für diese Aktion!!

Sybille Gruska