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Nicht verhandelbar – Moment mal… von Rahel-Christin Sievert

In den (sozialen) Medien fallen mir zu unterschiedlichen politischen Themen oft Kommentare von Menschen auf, die aufgrund ihres christlichen Glaubens Argumente liefern, mit denen ich selbst als gläubige Christin nicht einverstanden bin. Gerade vor Wahlen ist das ein Thema. Nun ist es so, dass man auch nach christlichem Verständnis zu unterschiedlichen ethischen Einsichten kommen kann. Außerdem ist jede und jeder angehalten, sein/ihr „Gewissen an der biblischen Botschaft zu schärfen und eine eigene Position zu beziehen.“*

Gerade wenn man keine Dogmatik-Kurse belegt oder sich im Theologiestudium in Exegese geübt hat, kann man sich bei der Gegenargumentation schwertun; aus dem Zusammenhang gerissene Bibelverse helfen meist nicht. Natürlich gehören Diskussionen und das Austauschen unterschiedlicher Auslegungen zur wichtigen Praxis einer Glaubensgemeinschaft und davon lebt auch jedes Gottesdienstnachgespräch. Wenn aber doch Orientierung nötig, weil man über manch öffentliche Position unsicher geworden ist, empfiehlt es sich nachzuschauen, ob z.B. die Evangelische Kirche Deutschland (ekd.de) eine eindeutige Einschätzung hat, will man sich denn auf christliche Werte berufen (gleiches gilt für die Katholische Kirche in Deutschland).

Denn für die EKD gibt es durchaus Überzeugungen, die eben nicht verhandelbar sind. Zum Beispiel, dass Gottes Liebe global ist und statt Rückzug in nationales Denken die deutsche Verpflichtung immer den Menschenrechten gelten muss.* Dass das Gebot der Nächstenliebe so zentral ist, dass sogar ein Konflikt mit dem Staat in Kauf genommen werden muss, wenn es etwa um Kirchenasyl oder zivile Seenotrettung geht.* Dass „Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung“ heißt: Einsatz für globale Gemeinschaft und Bekämpfung ungerechter (wirtschaftlicher) Strukturen zugunsten der Klimagerechtigkeit.* Auch zu anderen politisch aufgeladenen Themen kann man sich zumindest informieren, wie die offizielle Position der Kirchen ist. Und vor allem: warum.

Rahel-Christin Sievert, Sozialpädagogin in der Evangelischen Kirchengemeinde Basdorf-Wandlitz-Zühlsdorf

*s. „Zehn Überzeugungen zu Flucht und Integration aus evangelischer Sicht“, Fassungen von 2017+

Nicht verhandelbar – Moment mal… von Rahel-Christin Sievert

Alle bisherigen Moment mal… aus dem Kirchenkreis Barnim finden Sie hier. Und die anderen politischen Themen dieser Woche vor dem Wahlsonntag finden Sie hier zusammen gefasst.

Eine Antwort auf „Nicht verhandelbar – Moment mal… von Rahel-Christin Sievert“

Danke. Danke. Danke. Wenn religiöse Überzeugungen zu Hass und Spaltung führen, hat das aus meiner Sicht immer nur mit Macht und Machterhalt, aber nix mit göttlicher Liebe zu tun. Egal ob bei Christ*innen, Juden/Jüdinnen, Muslimen/as, Hinduist*innen oder Buddhist*innenen etc. Richtige Worte zur richtigen Zeit

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